Deckenverstärkung
BAU-Forum: Außenwände und Fassaden

Deckenverstärkung

Sehr geehrte Bauexperten, ich habe eine Frage zu einer Deckenverstärkung. Mein Häuschen (Baujahr 1970) bekommt ein neues Dach. Die aktuelle Geschossdecke bestand aus ca. 20 cm hohen Stahlbetonträgern, 10 cm breit, mit dazwischenhängenden Ziegelelementen. Um das Dachgeschoss nun nutzen zu können hat der Architekt eine 12 cm "Aufbeton"-Decke geplant die zunächst komplett aus Beton gegossen werden sollte. Darinnen eine Baustahlmatte (6 mm Einfachstreben), sowie in Richtung der vorhandenen Träger zusätzlich 10 mm Baustahlstäbe. Gebogene Baustahleisen wurden in die alten Träger geklebt um die beiden Decken zu verbinden. Um die Decke soll ein 30 cm breiter und 22 cm hoher (12 cm Decke + 10 cm darüber) Ringanker gegossen werden.

Da nun die Sorge besteht das die Betondecke nicht nur 12 cm, sondern durch Unebenheiten deutlich dicker wird (14-15 cm) besteht die Sorge des Architekten, dass das Gewicht der Decke zu groß wird.

Architekt und Statiker haben nun den Vorschlag gemacht den Ringanker aus "normalem" Beton zu gießen, die Decke hingegen aus Leichtbeton.

Ein anderer Vorschlag besteht darin auf der vorhandenen Decke über den Ziegelelementen noch 5 cm dicke Polystyrol-Platten einzubringen, sodass eine Art Trägerstruktur, 12 cm hoch, über den alten Trägern entsteht (mit jeweils einen Baustahlstab) und dazwischen Polystyrol mit ca. 7 cm Beton und der 6 mm Baustahlmatte darüber. Als Beispiel wurden Filigranbetondecken mit Polystryrolelementen angeführt, die wohl ähnlich aufgebaut sind.

Ich bin leider ein Laie, hoffe ich habe mich verständlich augedrückt, daher nun meine Fragen: Macht so etwas Sinn, ist so etwas üblich? Welche Nachweise für die Machbarkeit/Haltbarkeit könnte ich verlangen?

Das ganze findet übrigens in Italien statt, d.h. der Hinweis auf Normen wird wenig nutzen, aber ich hoffe das ich Hinweise auf die technische Machbarkeit bekommen kann. Herzlichen Dank schon mal!

  • Name:
  • Georg H.
  1. Eine Betondecke trägt durch die Zugkraft im Stahl

    und die Druckkraft in einer sehr dünnen Schicht an der Oberseite der _Betondecke. Vergrößere ich den Abstand zwischen diesen beiden Kräften, erhöhe ich die Tragfähigkeit der Decke.

    Es muss allerdings eine gute, schubfeste Verbindung zwischen den Stäben unten und dem Beton oben bestehen. Dass man dazu mit zusätzlich eingeklebten Stäben, die nur an den Rändern der Decke notwendig sind, aber nicht in der Mitte, Vorsorge trifft, spricht für die sorgfältige Arbeitsweise.

    Die zusätzlichen 10-er Stäbchen in dem neuen Beton, werden wenig zur Tragfähigkeit der Decke beisteuern, sog "Angsteisen".

    Von daher gesehen machen die Maßnahmen schon Sinn und sind auch nicht unüblich.

    Es bleibt die große Unbekannte, in wie weit sich der neue Beton durch Schrumpfen der Druckkraft entzieht. Wenig Wasser im Beton, ein w/z-Wert um 0,5, Zugabe von Verflüssiger und ein Innenrüttler sind die Maßnahmen um dem entgegenzuwirken.

    Das größere Deckengewicht aus 2 cm mehr Beton liegt bei 50 kg/m² und ist gegenüber der Verkehrslast von 250 bis 300 kg/m² durchaus hinnehmbar. Dass sich ein Architekt hier Gedanken dazu macht, spricht für ihn und seine Sorgfalt.

    Im übrigen gilt die DINAbk. 1045 für Stahlbeton, seit wenigen Jahren als ähnlicher Eurocode auch in Italien. Die arbeiten also inzwischen nach den selben Regeln wie wir und wissen offenbar was sie tun.

    So weit man das aus der Ferne beurteilen kann, habe ich den Eindruck, dass die Leute verantwortungsbewusst an der Sache arbeiten.

    • Name:
    • Pauline Neugebauer
  2. Deckenverstärkung

    Herzlichen Dank Frau Neugebauer für die rasche Antwort, die mich etwas beruhigt hat! Es soll nun (weil Leichtbeton nicht kurzfristig erhalten werden kann), die Variante mit Polystyrol Streifen werden. 5 cm Polystyrol ("Greypor") werden mit ca. 10 cm Abstand verlegt, darüber, mit 2 cm Abstandshaltern (nun endlich) wird die 6 mm Baustahlmatte verlegt. Bei der Gesamthöhe von ca. 13 cm sollte die Deckschicht 8 cm dick sein. Die Matte sollte also in 6 cm "Tiefe" ungefähr mittig ziehen, während oben der Beton gedrückt wird wenn sich die Platte biegen will. Dazwischen sind dann die neuen Träger mit jeweils einem Angsteisen (sonst ist da nichts) als Armierung im unteren Teil. Eine Frage noch: Wie berichtet sollen die beiden Decken mit in die unteren Trägern geklebten Winkelhaken verbunden werden. Werden diese Haken auf Zug beansprucht, oder durch seitlichen Druck? Ich frage deshalb weil ein Großteil der Haken kaum eingeklebt wurde, sondern per Hand einfach herausgezogen werden kann. Meine Sorge kam übrigens daher das einige dieser Themen (z.B. Betongewicht) sehr spät entdeckt wurden und jetzt hopplahopp während der Arbeiten noch schnell grundsätzliche Dinge geändert werden. Nochmals herzlichen Dank!
    • Name:
    • Georg H.
  3. Da geht wohl doch etwas schief

    Man kann eine Matte in diesen dünnen Aufbeton einlegen. Aber die Tragfähigkeit der Decke wird das nicht nenneswert beeinflussen. Der Hebelarm (= Abstand) zwischen Zugkraft im Eisen und Druckkraft im Beton ist dafür zu klein.

    Wenn der Aufbeton mit der vorhandenen Decke über diese "eingeklebten" Eisen verdübelt wird, steigt die Tragfähigkeit nennenswert, weil die vorhandene Bewehrung und die höhere Druckzone einen größeren Hebelarm bilden. So mal lose einlegen ist nicht so gut.

    Lassen Sie sich mal erklären, was die da im einzelnen vorhaben und ob die das auch gerechnet haben und die Berechnung von jemand überprüft wurde.

    Ich kann ja von hier nicht beurteilen, um wieviel die Decke verstärkt werden muss. Vielleicht kann das Wenige ja ausreichen

    • Name:
    • Pauline Neugebauer
  4. Deckenverstärkung

    Nochmals Herzlichen Dank! Das mit den Rechnungen ist hier so eine Sache, ich habe schon mehrfach darum gebeten ... aber nichts bekommen. Sie bestätigen mir das dies alles nicht so trivial ist und helfen mir damit sehr. Daher wird nun hier ein weiterer Ingenieur hinzugezogen (der wohl auch nicht rechnen wird aber hoffentlich mehr Erfahrung hat ...). Die Baufirma hat es nun eilig und möchte bald Betonsoße über alles kippen. Ich habe es eigentlich auch eilig, möchte aber vermeiden das mir später die Decke auf den Kopf fällt. Beste Grüße aus Italien!
    • Name:
    • Georg H.
  5. Freitag ist Betoniertag

    Aber die kommende Woche hat auch einen Freitag.

    " Daher wird nun hier ein weiterer Ingenieur hinzugezogen (der wohl auch nicht rechnen wird aber hoffentlich mehr Erfahrung hat ...). Die Baufirma hat es nun eilig und möchte bald Betonsoße über alles kippen. "

    Lassen Sie den Aufbau von einem erfahrenen Ingenieur überprüfen bevor Sie Geld für Pfusch ausgeben.

    Es kommt entscheidend auf den sorgfältigen Einbau dieser Verbindungseisen zwischen alter und neuer Decke an. Sie müssen die sog. Schubkräfte übertragen und brauchen eine entsprechende Verankerung

    Erst prüfen ist der bessere Weg als nachher lange streiten.

    • Name:
    • Pauline Neugebauer

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