Viel Dämmung und nichts dahinter ...?
BAU-Forum: Energiesparendes Bauen / Niedrigenergiehaus

Viel Dämmung und nichts dahinter ...?

Hallo,
ich habe mal eine Frage an diejenigen, die schon ein Haus haben und etwas länger bewohnen:
Wie groß ist der Unterschied zwischen den berechneten Energieverbräuchen (kWh/m²a) und den tatsächlichen?
Hintergrund:
Wir wollen ein Holzhaus kaufen, welches 10 Jahre alt ist und circa 145 m² Wohnfläche hat. Das Haus ist technisch recht modern gebaut. Es hat ähnliche Dämmstärken und Technik etc. wie Holzhäuser, die heute als Neubauten verkauft werden. Nur eine kleine Übersicht:
  • gedämmte Bodenplatte (200 mm Dämmung, ähnlich Klimabodenplatte)
  • Außenwände 195 mm Dämmung
  • Dach 230 mm Dämmung
  • Dreifach verglaste Fenster
  • Brennwerttherme
  • Heizung über Fußboden
  • Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
  • Grundofen (wurde sporadisch genutzt)

... allerdings hat es eine relativ große Außenwandfläche durch Gauben und Erker.
Das Haus wurde von "WILLA NORDIC" gebaut, einem schwedischen Hersteller, den es auch noch gibt. Es macht von der Ausführung her einen guten Eindruck.
Gefühlt würde es, auch ohne es konkret durchgerechnet zu haben, ein KfW 60-Haus.
Nun hat uns der Besitzer seine Energieabrechnung (Gas) vorgelegt und es hat einen Verbrauch von 120 kWh/m²a (ohne Warmwasser). Natürlich kommt es auch auf das Nutzerverhalten usw. an und der Verbrauch geht in Ordnung. Aber könnte das nicht etwas weniger sein bei dem ganzen technischen Aufwand?
Wir wohnen jetzt in einem Ideal-Standard-Holzhaus und verbrauchen 130 kWh/m²a und haben noch nicht einmal einen Ofen oder irgendein technisches Highlight.
Was habt Ihr also für "wahre" Verbräuche?
Bin gespannt und bedanke mich schon mal im Voraus
Equip

  • Name:
  • Equip
  1. Ein Blower-Door-Nachweis in Verbindung mit einer thermografischen Untersuchung ...

    Ein Blower-Door-Nachweis in Verbindung mit einer thermografischen Untersuchung könnte hier eine Erklärung liefern. Mangelhafte Luftdichtigkeit könnte eine Ursache sein. Dass gerade bei Fertighäusern die Herstellung einer luftdichten Ebene teilweise nicht so ganz korrekt gemacht wird, ist kein Geheimnis.
  2. Es kann auch..

    ... neben den Nutzerverhalten eine defekte Gastherme sein. Ich kenne die Abrechnungen unserer Häuser und da geht es ab 45 kWh/m²/a hoch bis 70/80, Bei 120 ist was im argen. Was, gilt es herauszufinden.
  3. Luftdichtheit ist eine Qualitätsfrage, keine Frage der Bauweise!

    Ich bin selbst zertifizierter Luftdichtheitsprüfer und auch Bauregiebetrieb für Holzrahmenbauhäuser und wenn ich schon wieder lese, dass pauschal auf Fertighäuser gehackt wird kommt's mir hoch!
    Sicher gibt es überall schwarze Schafe aber die Massivhausbauer haben die Prüfung der Luftdichtheit definitiv weniger im Griff als die progressiven Fertighausanbieter ... nur haben es die Steinzeitleute etwas leichter, weil der größte Teil der Hülle über eine Lage Putz ohne viel Nachdenken dicht wird, die Fehler kommen dafür im Dach um so heftiger!
    Bei einem Haus von 1998 oder 99 würde ich nicht unbedingt davon ausgehen, dass wirklich optimal auf die Luftdichtheit geachtet wurde, das beziehe ich weniger auf die schwedischen Hausmonteure als auf die sicher in Deutschland dazugekauften Gewerke wie Elektriker und Sanitär/Heizungsinstallation mit den ganzen Durchbrüchen durch die dichte Ebene (man nehme den Jungs die Teppichmesser weg!) ...
    Ich habe selber mal für einige Projekte mit der betreffenden Firma zu tun gehabt und die Qualität war damals ordentlich, aber so wie überall nicht perfekt ...
    Der Verbrauch ist überschlägig gerechnet ein Stück zu hoch, gerade weil Warmwasser nicht mit drin ist, könnte bei optimaler Ausführung eher in Richtung 10.000 gehen, bei einem ähnlichen Haus aus meinem Kundenbereich über Wärmepumpe ca. 3.000 kWh/a (bei Leistungszahl zwischen 3 und 4 sind wir da wieder bei gut 10.000 kWh/a Wärme) ... aber das böse Nutzerverhalten?
    Gruß aus der pragmatischen Passivhausecke
    Arno Kuschow
  4. Primärenergie oder Endenergie?

    ... ist auch noch die große Frage, habe ja schon im Vorbeitrag die ca. 3.000 kWh/a mit der WP erwähnt. Damit ist der Bauherr ja ganz zufrieden, irgendwas knapp über 400 € in der Jahresabrechnung, monatlich etwa 35 € tut absolut nicht weh!
    Aber ich will es auch nicht schönrechnen, deshalb ja mein Bezug auf die 10.000 >>>> Strom ist etwas teurer als Gas und im Kraftwerk geht ein Teil der Energie beim Strom erzeugen in Wärme auf ... deshalb muss mit der WP natürlich eine bessere Endenergiezahl herauskommen, damit es beim umrechnen auf Primärenergie und Kosten wieder hinkommt ...
    Endenergieeinsatz sind da weniger als 20 kWh/m²a, Primärenergie aber über 50! ... real, nicht die geschönte EnEVAbk.-Berechnung!
    ... und bezüglich Blower Door Prüfung, einfach mal in die Luftdicht-Karte vom Herrn Trauernicht schauen. da stehen bundesweit regionale Dienstleister drin, siehe Link unten!
    Gruß
    Arno Kuschow

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