Werte im Energieeinsparnachweis
BAU-Forum: Energiesparendes Bauen / Niedrigenergiehaus

Werte im Energieeinsparnachweis

Servus,
ich habe heute für mein Haus den Energieeinsparnachweis erhalten (das Haus ist noch in der Rohbauphase).
Unser Haus war als KFW60-Haus (Flachdach, auf Bodenplatte, Abluft-WP mit WRG) geplant, sollte aber im Laufe der Planung doch deutlich besser werden. Es sollte zunächst in der Holzständer-Bauweise errichtet werden, wurde nun aber mit 17,5 cm Bimsstein + (noch nicht angebrachter) 12 cm Styrodur-Dämmung gebaut. Im Energienachweis stehen auch noch 2-fach-verglaste Fenster, die nun def. zu 3-fach-verglasten werden.
In dem Nachweis steht nun aber ein Jahresenergieprimärwert von jenseits der 80.
Habe ich nun irgendwas verpasst oder muss ich morgen meinen Architektekten in den Boden stampfen?
MfG
M. Milch
  1. Da ist wohl ...

    Da ist wohl der EnEVAbk.-Nachweis dem Baufortschritt angepasst worden!?!
    Also der EnEV-Nachweis sollte schon vor Baubeginn vorliegen, und nicht erst übergeben werden, wenn der Rohbau fast fertig ist.
    Vielleicht liegt die Ursache aber auch in kurzfristigen Planänderungen (vom Holzständerhaus zum Bimsstein), die vom Bauherrn in letzter Minute veranlasst wurden?
    In jedem Fall sollten Sie den Architekt erstmal ansprechen. Evtl. können Sie auch den Nachweisersteller einbeziehen. Die 60 kWh/m²a Primärenergiebedarf lassen sich ja vielleicht durch Änderungen bei der Dämmung und Anlagentechnik wieder erreichen. Teilweise wird der Wert sogar nur durch Änderungen im Rechenverfahren besser (Ansatz Blower-Door-Test (BDT), detaillierter Wärmebrückennachweis).
    Ist denn kfw-60 ausdrücklich und schriftlich als Planaungsziel vereinbart, oder war das nur eine Vokabel, die mal beiläufig gefallen ist?
    Gruß
  2. Ja ...

    Ja denn im Antrag zur KFWAbk.-Förderung gab der Architekt einen geschätzten Jahresprimärenergiebedarf von 55 kWh/m²a an.
    Den Wechsel vom Holz- zum Massivbau riet uns der Architekt- wegen massiver Kostenersparnis; natürlich unter der Bedingung die Energiebilanz aufrecht zu erhalten.
    Ich poste einfach nochmal ein paar weitere Werte mit:
    Transmissionswärmeverlust 0,436 (W/m²K)
    Endenergie Qe 4524 kWh/a  -  Wärme
    1033 kWh/a  -  Hilfsenergie
    Primärenergie Qp 15006 kWh/a
    Anlagenaufwandzahl ep 0.873
    ehrlich gesagt, habe ich auch absolut keine Ahnung, was das alles bedeutet und zweifle mittlerweile an mir selbst ...
    Vielen Dank schon mal, bin ja mal gespannt
    LG
  3. das passt nie!

    ... mit der angegebenen relativ schwachen Dämmung, der ungünstigen Bungalow-Kubatur und mit der Abluft-WP sowieso nicht ohne zumindest eine Solarintegration. ep 0,873 dafür halte ich für einen Witz ... einen Schlechten ... und wenn dann doch irgendwann ein Nachweis vorgelegt werden sollte in dem die Zahl "unter 60" steht ist der getürkt! ... aber das ist in der Steinzeit wohl üblich :-(
    Gruß aus der pragmatischen Passivhausecke
    Arno Kuschow
  4. Vielen Dank

    erstmal, sie haben nun mein Interesse geweckt.
    Was bedeutet konkret dieser ep-Wert und welche Maßnahmen würden mein Haus nun noch aus der Sch**** ziehen? Eine doppelt so dicke Dämmung?
    Ich bekomme hier gerade die Krise ... besonders wenn ich bedenke, dass mein Architekt mir gestern die Auskunft gab, dass der erhöhte
    Transmissionswärmeverlustwert durch einen 30 %igen Aufschlag für nicht vorhandene, aber auch noch nicht nachgewiesene Wärmebrücken, zustande kam und sich dementsprechend die gesamte Energiebilanz verbessern würde.
    Liebe Grüße
  5. Qp''

    Geben Sie doch bitte mal den genauen Jahresprimärenergiebedarf Qp'' bezogen auf die Gebäudenutzfläche in kwh/m²a an.
    Den Wert haben Sie noch nicht genannt.
    Auf den kommt es ja an.
    Dann braucht man nicht raten, ob der bei der Bauweise passen kann oder nicht.
    Gruß
  6. Jahreprimärenergiebedarf

    Der genaue Jahresprimärenergiebedarf beträgt:
    Q"p 86,7 kWh/m²a
    Schönen Gruß
  7. Wärmebrücken ...

    Ihr Satz
    "besonders wenn ich bedenke, dass mein Architekt mir gestern die Auskunft gab, dass der erhöhte
    Transmissionswärmeverlustwert durch einen 30 %igen Aufschlag für nicht vorhandene, aber auch noch nicht nachgewiesene Wärmebrücken, zustande kam und sich dementsprechend die gesamte Energiebilanz verbessern würde. "
    Da hat der Architekt recht und da liegt wohl auch der Hase im Pfeffer. Man kann einen detaillierten Wärmebrückennachweis rechnen und dabei kommt man in der Regel immer besser dabei weg, als wenn man den pauschalen Wärmebrückzuschlag verwendet. Also durch genaues Berechnen der Wärmebrücken und einigen Modifikationen bei den Dämmstoffstärken und der Anlagentechnik wird es dem Nachweisersteller sicherlich möglich sein, wieder Ihr Haus auf kfw-60 Niveau zu rechnen.
    Aber das sollten Sie auch verlangen, schließlich geht es um Fördergelder. Das Problem beim detaillierten Wärmebrückennachweis ist wohl, dass a) nicht jeder Aufsteller das kann und b) die Berechnung sehr zeitaufwendig sein kann, weshalb da möglicherweise noch etwa Honorar gefordert werden könnte.
    Gruß
  8. zaubern geht nicht ...

    zaubern geht nicht von fast 90 auf unter 60 nur durch detaillierten Wärmebrückennachweis wäre Hexenwerk!
    Also alle Bauteile und deren Werte überprüfen ...
    was ist mit der Gebäudekubatur?
    Eine reine Abluftwärmepumpe ohne Solarunterstützung oder eine zweite umweltfreundliche Energiequelle kommt nicht auf einen 0,8 ep-Wert! NIEMALS!
    Der ep Wert definiert das Verhältnis zwischen aufgewandter Primärenergie und Endenergie die Sie im Haus haben. Je kleiner die Zahl ist, desto besser ist es rechnerisch für das Haus. Wobei bezahlen müssen Sie normalerweise die Endenergie, also nicht zu sehr freuen über geringe Primärenergiezahlen ohne Wissen um deren Berechnungsmethode!
    Die reine Abluft-WP hat solange sie nur aus der Abluft genug Wärme generieren kann einen guten Wert, aber die Leistung endet bei 1,5 kW ... alles was mehr ist wird dann direkt elektrisch nachgeheizt und dadurch verschiebt sich bei einem Haus in der von Ihnen geschilderten Bauweise der ep-Wert deutlich auf über 1,0 was die EnEVAbk.-Berechnung nochmals weiter über die 60 schiebt ...
    Ein echtes Energiesparhaus muss ein Gesamtkonzept sein und kein Stückwerk das man beliebig zusammenfügen kann. Das was der Architekt meinte, über Massiv statt Holzbau sparen zu können wird jetzt mehrfach Kosten für aufwändige Kompensationsmaßnahmen bei Technik und Bauteilen die noch veränderbar sind ... oder es wird halt schöngerechnet und gar nicht wirklich Energie gespart :-((
    Gruß aus der pragmatischen Passivhausecke
    Arno Kuschow
  9. Nicht nur Wärmebrückennachweis

    " ... von fast 90 auf unter 60 nur durch detaillierten Wärmebrückennachweis wäre Hexenwerk! "

    Deshalb schrieb ich ja auch:
    "Also durch genaues Berechnen der Wärmebrücken und einigen Modifikationen bei den Dämmstoffstärken und der Anlagentechnik "
    Nur ohne diesen genauen Nachweis wird es sehr schwer werden, den Nachweis für ein kfw-60 Haus zu führen.
    Wird denn das Gebäude auch über die kfw-Bank finanziert, oder ist kfw-60 nur ein Standard, den Sie mit dem Architekt als Planungsziel vereinbart haben? Und wenn, wie haben Sie den kfw-60 Standard vereinbart? Weil die EnEVAbk.-Minimalvoraussetzungen sind ja schon mal erfüllt.
    Gruß

  10. Vielen Dank

    erstmal für die zahlreichen Antworten.
    Die KFWAbk.-Fördergelder habe ich bereits in Anspruch genommen und wie gesagt, hat der Architekt auch das KFW-Antragsformular ausgefüllt und unterschrieben. In diesem Antrag setzte er einen Jahresprimärenergievbedarf von 55 kWh/m²a an.
    Allerdings muss ich auch noch erwähnen, dass sich die Werte schon entsprechend verbessern werden, weil ich auf 3-fach-verglaste Fenster mit dem höherwertigen Rahmenprofil bestanden habe.
    In einem längeren Gespräch stellte sich auch heraus, dass die (wie kurzfristig entschieden) zusätzlich gedämmte Bodenplatte nicht mit berechnet wurde. Außerdem wurden hinter vorgehaltener Hand Planungsfehler eingeräumt und die Dämmung der Außenfassade wird dementsprechend von 12 auf x cm erhöht.
    Schade nur, dass ein bisher sehr gutes (Vertrauens) Verhältnis zum Architekt nun erstmal von meiner Seite gestört ist.
    Gibt es irgendeine Formel oder besser einen Rechner mit dem ich selbst den neuen Jahresprimärenergiebedarf unter Berücksichtigung der neuen/alten Maßnahmen ermitteln kann?
    Vielöen Dank nochmal und mit freundlichen Grüßen
  11. Zu komplizeiert

    Das kann man als Laie nicht so einfach nachprüfen, schon gar nicht wenn detaillierte Wärmebrückenberechnungen Bestandteil des Nachweises sind.
    Sie können aber einen anderen EnEVAbk.-Nachweisersteller mit ins Boot hohlen, der die Berechnungen überprüft, sofern Sie kein Vertrauen mehr in die Korrektheit der EnEV-Berechnungen haben.
    Listen von EnEV-Nachweisberechtigten und Sachverständigen gibt es auf der Webseite der Ingenieurkammer ihres Bundeslandes.
    Gruß
  12. so ein einfaches Tool ...

    so ein einfaches Tool gibt es nicht, jedenfalls keines mit dem man bei Problemen wirklich feinjustieren kann. Das sind dann schon die aufwändigen und teuren Programme der Fachingenieure ...
    Die Bodenplatte mit unterseitiger Dämmung ist ein gutes Ding (siehe auch meinen Link mit der Fotostrecke einer derartigen Bodenplattenherstellung), reißt aber nicht so viel raus weil nach unten mit einem Abminderungsfaktor gerechnet wird weil es dahin ja keinen Frost gibt. Bessere Fenster und mehr Dämmung, auch im Dach, nicht nur in der Fassade sind eher erfolgversprechend.
    Und ganz wichtig, eine Heizungs- und Lüftungs-Wärmerückgewinnungstechnik die wirklich gut gunktioniert. Das was bis jetzt gemäß Diskussionsbeitrag in den Raum gestellt wurde bringt es definitiv nicht!
    Gruß aus der pragmatischen Passivhausecke
    Arno Kuschow
  13. OK ...

    OK die besseren Fenster (u-Wert Erst-Berechnung 1,19  -  Neu-Berechnung U-Wert 0.9) sind schon fest, die bessere Dämmung auch (wahrscheinlich 15 cm). Das Dach hat einen momentan U-Wert von 0,204 ... ist eine Holzkonstruktion mit einer, laienhaft ausgedrückt, "Mineralwolldämmung". Was wäre nun die vernünfitge Heizungslösung, die auch im Budget-Rahmen bleibt? Geplant war eine Nibe Fighter 640 P mit WRG und Fußbodenheizung (Kosten ca. 30 T €). Ihrem Link konnte ich schon die ein oder andere Info entnehmen, aber als totaler Laie tappe ich zwar nicht mehr so ganz im Dunkeln, das Licht ist immer noch nicht aufgegangen;-)
    Liebe Grüße
  14. Bitte was?

    "Das was bis jetzt gemäß Diskussionsbeitrag in den Raum gestellt wurde bringt es definitiv nicht! "
    Was wurde denn so in den Raum gestellt bisher?
    Gruß
  15. da ist noch viel zu tun ...

    also zuerst mal die Konstruktionsaufbauten: es ist zwar nett, die Fenster ein wenig zu verbessern und die Wände auch, aber die Risenposition Dach mit einem Wert über 0,2! Da ist doch richtig Potential drin, zum einen einfach zu realisieren und "Wärme will nach oben" auch sehr effizient.
    Die angesprochene WP mit WRG, ich habe das vom threadstarter benannte Gerät selbst noch nie eingebaut, kann also nur nach dem schnell gegoogelten Wissensstand urteilen: 1000 W Kompressorleistung ergibt gut 3 kW Heizleistung und ab -5 °C steigt die Außenluft aus, dann also nur noch das was in der Raumluft drin ist, also de facto die Hälfte: 1,5 kW ... aber dazu gibt es 3 x 3 kW Elektro-Heizstäbe :-(((. Da gibt es Geräte die bis zu weit tieferen Temperaturen noch WP-Leistung bringen. Zuluft dezentral ist für einen Altbau wo man nicht so viel Lüftungsrohr unterbringen kann akzeptabel (eigene Altbauerfahrung mit Gerät THD 400 AL von tecalor mit doppelter WP-Leistung und Außenluftnutzung bis -18 °C!), konnte man bis vor ein paar Jahren auch im neuen Energiesparhaus noch gut vertreten weil der Markt noch nicht so viele gute Systeme hergab ... ist aber jetzt wirklich obsolet für einen Neubau mit Anspruch! 30.000,- € dafür hört sich fett an, kann ich aber nicht abschließend beurteilen weil ich nicht weiß, was da alles drin steckt in der Position, ist ja auch nicht das Thema ...
    @Andreas Lott: es wurde halt wenig konkret vorgeschlagen bzw. vom threadstarter als brauchbarer Eckwert geliefert ... sollte keine Anmache sein, pardon wenn das so angekommen ist!
    ... zu den Maschinen habe ich ein paar links angefügt ...
    Gruß
    Arno Kuschow
  16. Da ist auch der Unterschied

    Aus dem Thread habe ich vom Fragesteller bisher herausgelesen:
    1.) es gibt einen planenden Architekten
    2.) Die Eigenschaften der Gebäudedämmung und Heizung sind bereits festgelegt
    2.) Der EnEVAbk.-Nachweis weist nun aus, dass der kfw-60 Standard, der anscheinend vereinbart ist, gar nicht eingehalten wird.
    Nun macht es meiner Ansicht nach wenig Sinn, den Fragesteller per Ferndiagnose diverse Konstruktionsvorschläge bezüglich Dämmung und Anlagentechnik um die Ohren zu hauen. Das muss der Architekt vor Ort mit dem Bauherrn und den Fachplanern machen. Als Forumsteilnehmer können wir hier uns nur die Werte durchgeben lassen und interpretieren, die Planung müssen die Kollegen vor Ort schon machen. Deshalb auch die Empfehlung den EnEV-Nachweis und die bisherigen Planungen nochmal von anderer Sachverständiger Stelle durchsehen zu lassen.
    Gruß

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