Wie Sockel verblenden damit Feuchtigkeit entweichen kann?
BAU-Forum: Modernisierung / Sanierung / Bauschäden

Wie Sockel verblenden damit Feuchtigkeit entweichen kann?

Hallo zusammen,

ich habe mir im letzten Jahr einen Altbau gekauft, bei dem ein große Sanierung erforderlich ist.

Das dringlichste Problem ist die Einbringung einer nachträglichen Horizontalsperre, weil ich massive, aufsteigende Feuchtigkeit habe. Das hat mir der unabhängige Sachverständige gesagt. Er sagte mir auch, dass es gut wäre, wenn der Zementputz am Sockel entfernt würde, damit die Feuchtigkeit daraus entweichen kann. Allerdings dauert dieser Prozess wohl recht lange und ich möchte es den Mietern nicht zumuten, immer auf einen unverputzten Sockel zu schauen.

Meine Frage nun: Was kann ich mit dem Sockel tun, damit er ...

  • a) die Feuchtigkeit abgeben kann (hinterlüftet?)
  • b) keine neue Feuchtigkeit (Regen) eindringt
  • c) man die hässlichen, alten Steine versteckt
  • d) vielleicht sogar die Basis für eine neue Fassade bildet (die ganze Fassade kann ich finanziell erst im nächsten Jahr angehen.)
  • e) preislich in einem vertretbaren Rahmen liegt  -  kein Luxus, nur Form follows Function.

Entschuldigt bitte meine Ausführungen, kenne mich mit IT-Bereich besser aus als mit Bau ;) Vielen Dank im Voraus für hilfreiche Tipps.

LG und schönen Sonntag Antonio aus dem Ruhrpott

  • Name:
  • Antonio
  1. hinterlüftet geht schon mal gar nicht

    Foto von Martin Kempf

    Feuchtigkeit kann nur entweichen, wenn nicht durch Vorsatzschalen ein feuchtkaltes Mikroklima entsteht, bei dem keine sinnvolle Luftbewegung entstehen kann und die abgeschottete Außentemperatur das Abtrocknen nicht begünstigen kann. Zementputz runter ist der erste, richtige Schritt, denn Zementputz stellt sich bei massiver Feuchtigkeit im Altbausockel gern einfach mal hohl davor. Sieht zwar schadenfrei aus, aber dahinter steigt die Mauerfeuchte hoch und höher, denn da geht nichts mehr raus, weil die Kapillarität unterbrochen ist. Wenn es dann hübsch ausschauen soll, funktioniert nur Sanierputz, und der kostet halt ein bisschen Geld, hält sich aber insgesamt doch noch im Rahmen, weil keine gigantischen Quadratmeter zusammenkommen.
  2. Geht nicht, Gips nicht ;)

    Immerhin hat es mir nicht den Spaß an Doppeldeutigkeiten verdorben ;)

    Aber zunächst mal vielen Dank für deine Mühe, Martin! Nach vielen Googlen bin ich tatsächlich auf eine Firma gestoßen, die ein Fassadenpaneel anbietet, welches "angeblich" hinterlüftet ist. Ob das funktioniert steht auf einem anderen Blatt.

    Nach meinem Laienverständnis kann etwas nur gut austrocknen, wenn es frei liegt. Deshalb hätte ich auch Hemmungen wieder etwas davorzuschmieren. Wäre denn Sanierputz so luftdurchlässig, dass die Wand gut trocknen könnte und ist er widerstandsfähig genug, um den Sockel im Alltag zu schützen?

    Aber wenn ich die Steine offen lasse (die Optik behandle ich mal nachrangig), was ist mit Regen? Ist e dann nicht so, dass Abtropfen und verdunsten ein leichteres Hindernis ist als in die Wand einzudringen? Vielleicht könnte man die Steine ja imprägnieren ... aber geht das nur in eine Richtung (also nach innen)?

    Entschuldigt meine pragmatischen Fragen  -  sehe das alles nicht aus der Sicht eines erfahrenen Profis ...

    LG und schöne Woche

    • Name:
    • Antonio
  3. im Angebot Gips alles

    Foto von Martin Kempf

    allerdings sollte man vermeintliche Lösungen mit gesundem Menschenverstand hinterfragen, bevor man viel Geld für etwas ausgibt, was dann doch nicht funktioniert. Hinterlüftet heißt doch nur: Ich montiere irgendetwas mit Abstand vor der Oberfläche und lasse oben und unten genug Schlitz, damit eine Luftbewegung entsteht und die feuchte Kondensluft abtansportieren kann. Das würde sicher funktionieren, wenn ihr Sockel zwei Meter hoch ist, dann entsteht so langsam ein Kamineffekt durch Thermik. Bei üblichen Sockelhöhe im Altbau von 70 bis 100 cm halte ich das für unrealistisch  -  hier wird sich ein feuchtklammes Milieu einstellen, wo ich einen echtenluftaustausch nicht erwarte. Das Prinzip des Austrocknens funktioniert über Verdunstungsfläche über einem schön kapillaren Untergrund  -  siehe Fachwerk. Im Sockelbereich hinzu kommen verstärkt Mauerwerkssalze und im übelsten Fall noch eingetragene Streusalze. Diese Salze fallen im Verdunstungsbereich aus. Sie kristallisieren, bringen gewaltiges Volumen und Sprengkraft. Nachdem das Wasser nicht an der Oberfläche, sondern in den Millimetern unter der Putzoberfläche verdunstet, sprengt es immer mehr von der Oberfläche ab. Sanierputz funktioniert deshalb, weil er im Abbindeprozess große Luftporen bildet, die so groß sind, dass die Salze darin unbeschadet ausfallen können, bis die Poren verstopft und voll sind. Das kann im besten Fall Jahrzehnte dauern, in den meisten Fällen bleibt es auch schadensfrei, nur in extremen Fällen muss mal was erneuert werden. Es darf aber auch nur mit Silikatfarbe gestrichen werden, damit die Verdunstung nicht behindert wird. Beim Sichtmauerwerk sollten die Fugen entgegen der im Neubau verwandten Zementmörtel nur mit Trasskalkmörtel verfugt werden. Das bringt den Vorteil, dass Schäden nur an der Oberfläche entstehen und wenn es zu Abplatzungen kommt, dann sandet etwas Oberfläche ab, während zementhaltige Mörtel sich gleich aus der ganzen Fuge ablösen und rausfallen. Ich habe meinen Bruchsteinsockel mit Reinkalkputz zu geputzt, die Steinoberflächen mit der nassen Bürste freigebürstet und nach Austrocknung den Zementschleier mit der Sandstrahlpistole abgestrahlt. Sieht seit vielen Jahren tadellos aus.
  4. Sichtmauerwerk

    hört sich für mich am sinnvollsten an. Zumal das  -  glaube ich  -  nicht die teuerste Lösung ist. Vielen Dank für dein Engagement, dein Wissen zu teilen.

    Ich habe aber eine neue Option: Ich lasse den Sockel, wie er ist, weil die nachträgliche HS nun unter die Kellerdecke angebracht werden soll und der Sockel zumindest kapillar keine Feuchtigkeit mehr ziehen sollte. Erst einmal ... dann sehen wir mal, wie die Maßnahme wirkt und entscheiden dann. Vielleicht klappt"s ja. Und wenn nicht, kann man das ja nachträglich in Angriff nehmen. Danke nochmals. LG Antonio


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