StoSilco Elast zur Sanierung von Putzrissen?
BAU-Forum: Außenwände und Fassaden

StoSilco Elast zur Sanierung von Putzrissen?

Hallo Forumsteilnehmer,
unser Einfamilienhaus in Holzständerbauweise wurde mit eine hinterlüfteten Putzfassade versehen: BlueGlad Putzträgerplatte (damals Fa. Cape Casil, jetzt Fa. Eternit) auf Lattung, darüber mineralischer Putz (Fa. Maxit) mit Putzträgereinlage. Nach einem viertel Jahr traten auf der ca. 14 m langen Südfassade bereits die ersten Risse auf, inzwischen z.T. 2-3 mm breit bzw. so breite Putzteile herausgelöst. Fugen im Putz sind nach unserem Wissen nicht vorgesehen worden. Im letzten Winter hat die ausführende Fa. notdürftig die größten Risse mit einer grauen flexiblen Masse gefüllt. Unser Architekt hatte sich mit den Fachberatern von Eternit und Maxit beraten. Dabei wurde als Ursache z.T. fehlende Eckschutzschienen sowie die falsche Lage der Gewebeeinlage (Soll: oberstes Putzdrittel, Ist: unteres Putzdrittel) festgestellt. Zunächst bot die ausführende Firma relativ unkonkret das Öffnen und neu Verspachteln der vorhandenen Risse an. Vom befragten Fachberater wurden daraufhin folgende Bedenken geäußert :
a) Elastische Fugenmaterialien seien immer Wartungsfugen
b) Neuentstehen von Haarrissen an den Grenzstellen von Alt- und Neuputz
c) die eigentliche Mangelursache  -  falsche Lage der Gewebeeinlage  -  bleibt als Ursache ggf. weiterer Risse bestehen
d) Optik würde durch die Ausbesserungen stark leiden
Nun hat die ausf. Firma ohne weiteres Eingehen auf o.g. Bedenken als Reaktion auf unsere "letzte" Fristsetzung mitgeteilt, dass sie zusätzlich (?) eine elastische Farbe "StoSilco Elast" aufzubringen gedenkt. Im dazu verhandenen Merkblatt steht u.a. der Satz "Nicht für bautechnische Risse geeignet". Nun sind wir sehr unsicher, ob wir die gesamte Fassade noch einmal neu verputzen lassen sollen oder uns mit der Reparatur der bestehenden Risse zufrieden geben sollten.
Es wäre schön, wenn jemand ein paar Tipps zu folgendem hätte:
1. Wird bei Lage der Gewebeeinlage im obersten Putzdrittel die Rissbildung wesentlich unwahrscheinlicher?
2. Was ist von den geschilderten partiellen Reparaturen zu halten?
3. Können wir verlangen, dass die gesamte Fassade (zumindest die betroffene Südseite) anschließend neu gestrichen wird?
4. Was sind "bautechnische Risse"?
  1. das wird nichts mit dieser Farbe

    Foto von Martin Kempf

    1. Es ist möglich aber nicht sicher, dass mit einer weiter oben liegenden Armierungsgewebelage ein Riss verhindert werden kann, allerdings erscheint mir ein Armierungsgewebe für eine Rissbreite von 2  -  3 mm überfordert zu sein. Bei derartigen Rissbreiten würde ich immer auch in Richtung Putzgrund schauen: Ist die Putzträgerplatte ausreichend befestigt oder ist die Unterkonstruktion an sich so mangelhaft, dass jeglicher Aufbau mit Putz überfordert ist?
    2. Von partiellen Reparaturen halte ich nichts  -  selbst wenn es technisch zu einer Rissfreiheit führen könnte, dürfte die Optik völlig daneben sein.
    3. Sie können verlangen, dass Sie ein Werk erhalten, das frei von Mängeln ist bzw. dessen Mängel in der Summe in einem hinzunehmenden Bereich liegen. Wie dieses Ziel erreicht wird, müssen Sie erstmal der ausführenden Firma überlassen  -  aber das Ziel muss schlussendlich erreicht werden.
    Meine Meinung dazu: Ich bezweifle, dass selbst mit einem kompletten Schlussanstrich der Fassade nach partiellen Ausbesserungen ein optisch hinnehmbares Bild entsteht.
    4. Bautechnische Risse sind Risse, deren Ursache nicht im Putz allein liegen, sondern ihren Ursprung im Putzgrund haben.
  2. Gretchenfrage nach den Ursachen

    Danke Herr Kempf für die schnelle Antwort! Leider scheinen wir hier wie an einigen anderen Stellen unseres Baues wieder an der Stelle zu sein, wo eigentlich ein Gutachter Planung, Material und Ausführung anschauen sollte  -  wir stehen das aber gerade beim Dach finanziell und nervlich durch und wollten das hier nicht wiederholen ...
    Die im Anfangsbeitrag erwähnte Putzträgerplatte BlueGlad o.ä. war damals (Sommer/Herbst 2001) angeblich ganz neu auf dem Markt und unser Architekt hatte z.B. den relativ hohen Wasserdampfdiffusionswiderstand der Platte erst sehr spät in Erfahrung gebracht, sodass während des Baues auf "hinterlüftet" umgeplant wurde. Der jetzige Hersteller Eternit bejaht zwar angeblich die Eignung der Platte (es sollten also keine "bautechnisch bedingten" Risse sein), aber so vetrauenserweckend ist das alles nicht. Deshalb möchte ich noch ein Stück weiterfragen:
    1. Gibt es Erfahrungen mit dieser Platte auf Holzständerwänden?
    Internet-Suche mit Google bzw. bei Eternit brachte nichts.
    2. Müssten nicht unabhängig davon bei der Breite der Fassade von 14 m Scheinfugen vorgesehen werden, um Rissbildung konsequent zu vermeiden?
    3. Was bedeutet Wartungsfuge? Wie oft muss da mit welchem Aufwand (Eigenleistung?) wie gewartet werden?
    Für weitere Antworten wäre ich sehr dankbar.
  3. ich tippe drauf, dass es Probleme mit der Befestigung gibt

    Foto von Martin Kempf

    ein Putzsystem, auch gewebearmiert, schon gar nicht mineralisch, ist nicht in der Lage, Rissbreiten von 2  -  3 mm abzufangen. Egal, ob die Gewebelage im unteren oder oberen Drittel der Armierungsschicht liegt. Für derartige Beanspruchungen und Bewegungen sind Putzsysteme nicht gedacht. Daher kann der Maler oder Verputzer wahrscheinlich machen was er will, derart breite Risse sind so nicht in den Griff zu bekommen. Da ist das Problem in der Unterkonstruktion bzw. der Befestigung der Platten zu suchen. Da müssen Fehler gemacht worden sein, die zu solchen Bewegungen führen. Haben Sie sich die Details dieser Platte angeschaut? Sind die Platten nach Herstellerangaben montiert worden? Gerade das nachträgliche Umstellen von Direktbeplankung auf vorgehängt lässt mich aufhorchen. Sind die Platten im Versatz montiert worden? Müssen Sie aussteifend wirken? Ist die Befestigung nach Herstellervorschrift? Dieser breite Riss, wie lang ist der und wo?
    Wenn Ihnen das Geld und/oder der lange Atem für Auseinandersetzungen fehlen, dann würde ich auf das Angebot des Malers eingehen und mir noch einen Rest Farbe auf Halde stellen. Denn ich sehe bei Ihnen folgendes Problem auftauchen: Sie bekommen keinen Alleinschuldigen und fechten dann entweder auf längere Zeit eine Geschichte mit ungewissem Ende durch, oder bleiben schon vorher auf dem Ärger sitzen. Denn dem Maler/Verputzer wird man höchstens einen Teil der Schuld in die Schuhe schieben können. Das mit den Eckschutzschienen ist nicht ursächlich für den Schaden, sondern höchstens unter ferner liefen zu vermerken. Und die Lage der Armierung hat das ursächliche Problem wenn überhaupt beeinflusst dann höchstens etwas verstärkt, stellt aber nicht die Ursache dar. Aber die Lage der Armierung ist meistens das erste, was bemängelt wird, denn es ist für uns Gutachter am einfachsten festzustellen, dass sie nicht den Vorschriften entspricht, weil man dies ohne großen Aufwand machen kann. Aber wenn es dann ans Eingemachte geht, kann sich ein Gutachter nicht darauf zurückziehen, also Bauteilöffnungen und schauen, wie es denn mit der Befestigung und Unterkonstruktion ausschaut, um den Hauptschuldigen zu finden. Und nachdem der Maler/Verputzer vor dem Verputzen nicht erkennen kann, ob der Untergrund korrekt erstellt wurde, kann man ihm auch keine fehlende Bedenkenanmeldung und damit weitere Mangelbeseitigungskosten reindrücken.
    Nach Durchsicht der Eternit Angaben würde ich auf Ihre Frage nach einer Fuge sagen: Nein, keine Fuge vorgesehen.
    Zur Frage nach der Wartungsfuge: Kein Mensch kann Ihnen sagen, ob und wie oft sich die Fuge öffnen wird. Aber wenn sie sich öffnet, muss sie verschlossen werden, um eventuelle Folgeschäden zu vermeiden.
  4. @ Norbert Basque  -  mal reinschauen

    Foto von Martin Kempf

    Sie kennen doch die Platte, wie sind die Erfahrungen damit?
  5. @Kempf

    Herr Kempf, vielen Dank für die ehrliche Gutachter-Antwort. Zu den Platten: Die Platten sind mit Klammern auf die Lattung getackert worden, leider ist in unserer Fotosammlung eine Lücke, sodass ich nicht mehr weiß, ob sie im Versatz montiert wurden und wie der Plattenabstand war. Die Aussteifung des Holzständerwerks müssten die innenliegenden OSBAbk.-Platten (genagelt) bringen, so ist auch die Statik gerechnet worden, die Putzträgerplatten sollten in unsrem Fall also nie aussteifende Funktion haben. Die gesamte Nord-, sowie Teile der West- und Ostfassade (Westfassade, Ostfassade) besitzen eine Stülpschalung, also keine Putzfassade, für die Nordfassade waren ursprünglich Eternit-Sichtplatten kleineren Formats gedacht, die wir aber dann aus Kostengründen nicht verwendet haben. Insgesamt fragen wir uns, was beim Antackern der BluGlad-Platten falsch gemacht werden kann.
  6. Risse

    Foto von Norbert Basqué

    wo genau sind die Risse aufgetaucht.
    Sind es vorwiegend waagerechte Risse im Bereich des Geschossstoßes oder wo liegen diese?
    Sollten Sie im Bereich des Geschossstoßes liegen ist hier eine unfachmännische Detail-Ausbildung des Holzrahmenbaus ursächlich; insbesondere zu hohe Holzfeuchten.
    Sind die Risse großflächig im Bereich der Plattenformate aufgetreten, könnte ein unzureichender Lattenabstand, oder eine falsche Klammeranordnung ursächlich sein. Bei Bluclad-Platten ist der Klammerabstand der Innenrippe enger auszuführen als am Plattenrand.
    Bitte Info.
  7. @ Norbert Basque

    Hallo Herr Basque, hat ein wenig gedauert, ehe ich mir die Dinge noch einmal (unter Halogenlicht) anschauen konnte. Die drei wesentlichen Risse sind an der Südostecke, Südwestecke und ein Riss fast in der Flucht zwischen Fensterkante EGAbk. zu OGAbk. ca. 1 m lang etwa in Höhe Fußboden OG. Alle Risse sind überwiegend senkrecht, an Südwestecke fast durchgehend (spätere Flickstelle mit grauer Fugenmasse), an Südostecke nur je 1 m an Sockel angrenzend und ganz oben. Zu den BluClad-Platten haben wir uns nichts genauer angesehen, weil wir dafür ja einen Architekten hatten, während Haustechnik (Wandheizung, LON-Bus-Steuerung) und Innenbeplankung der Wände (Karphosit) zu der Zeit unser "Thema" waren.

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