Gewerke einzeln vergeben?
BAU-Forum: Bauplanung / Baugenehmigung

Gewerke einzeln vergeben?

In der Hoffnung nicht maximal in Ungnade bei den wehrten Lesern zu fallen, habe nachfolgend aufgeführte Frage:
Meine Frau und ich planen den Neubau eines massiven Einfamilienhaus mit Poroton Steinen.
Eine Baugenehmigung liegt vor.
Leider ist die uns betreuende Bauingeneurin wenig ambitioniert und es gelingt ihr nach meiner Ansicht nicht, unser fehlendes Wissen und fehlenden Erfahrungen an den richtigen Stellen auszugleichen und die Lücken zu schließen, sodass ich eher auf der Suche nach einem Bauträger, der einem alles abnimmt, als nach allem anderen bin.
Kann mir jemand raten, ob es sinnvoll ist, die Gewerke einzeln zu vergeben? Wer sagt dann z.B. demjenigen, der die Bodenplatte gießt, wo Rohre für Wasser, Abwasser bzw. Telefon und Strom langlaufen müssen usw.?
Kann mir jemand einen Tipp geben oder seine Erfahrungen mitteilen?
  • Name:
  • Matthias W.
  1. Natürlich nehmen Sie einen Bauträger.

    Und nicht irgendeinen, sondern den Billigsten.
    Stellen Sie sich vor, Sie nehmen den zweitbilligsten und die Qualität ist dann schlechter!
    Ja  -  was dann? Dann gucken Sie blöd aus der Wäsche. Punkt.
    Auch der billgste weiß, wo die Rohre hinkommen. nur zu.
    Alles anderer ist teurer Anachronismus und gehört nicht mehr in diese Welt.
  2. Gabe es gemacht ...

    ich glaub, ich würde es heute würd ich es wieder machen ...
    Aber man muss mit mindestens drei Nervenzusammenbrüchen rechnen ...
    Jetzt im Ernst:
    Gewerke waren (beim Rohbau):
    • Wasserdichter Keller (wurde erst nach Reklamation wirklich wasserdicht)
    • "Alles drüber": Ziegel und Decken
    • Dachstuhl
    • Spenglerarbeiten

    Dachdecken haben wir dann schon selbst übernommen
    Meine Meinung: Man kann es machen, aber muss sehr viel Zeit aufwenden. Man braucht jemand der im Hintergrund für Fragen offen ist, und wenn Ihre Architektin da heute schon kneift, dann würde ich ihr ganz schnell den Laufpass geben.
    Das war nämlich meine Erfahrung: Wenn jemand nicht offen ist auf Fragen (sie sollten natürlich im vernünftigen Rahmen bleiben, und was das ist, das kann man auch hier im Forum beim vorsichtigen Lesen erkennen) dann ist man bei so jemand fehl am Platze. Ich hatte ein Gewerk, wo ich diesbezüglich Probleme hatte.
    Um Ihre Frage nach den Rohren zu klären:
    Sie machen das! Rechnen Sie, dass Sie bei so einem Vorhaben immer an den Schnittstellen verschiedener Gewerke selbst Hand anlegen. Je mehr Schnittstellen, desto mehr Eigenarbeit.
    Und um JDBs Preiskalkulation zu kommentieren: Ich hatte bei meinem Keller nicht den billigsten genommen, sondern den, der mir  -  bei den Vorgesprächen  -  den besten Eindruck hinterlassen hatte.

    • Name:
    • Guenter Koellner
  3. Na bei der Baubesprechung ...

    Na bei der Baubesprechung bekommt jeder gesagt, wo sich Gewerke überschneiden und worauf zu achten ist. Wir (selbst Bauherren) haben einen eigentlichen Bauträger beauftragt und fast alle Gewerke (außer Hoch-, Tiefbau und Dach) selbst vergeben. Dann gab es am Anfang eine Baubesprechung unter Leitung des Architekten, in der alle die Möglichkeiten hatten, ihre Überschneidungen miteinander abzusprechen. Gesprächsprotokoll gemacht, jeder bekam von allen Beteiligten die Telefonnummern und dann hieß es, laufend Kontakt zu halten.

    Ich will nicht vereinfachen: Diese Möglichkeit ist sehr zeitaufwändig gewesen, die Telefonkosten schnellten nach oben. Aber es ist meiner Meinung nach die richtige Methode, da wir nur so auf jede Kleinigkeit achten konnten und selbst bestimmen konnten, was wie eingebaut wird. Der Bauträger verkauft dir wandhängende WC und sonst wie wichtige Ausstattungen. Die wirklich wichtigen Details entscheidet er dann ohne den BH zu fragen:-(

    Man muss allerdings sich bei dieser Art von Vergabe wirklich intensiv um seinen Bau kümmern ... Aber letztlich kennt man sich hinterher mit seinem Bau aus und versteht, wie komplex das Thema ist. Und auch wie viele Überschneidungen der einzelnen Gewerke existieren. Die im übrigen gar nicht böse darüber sind, wenn sie die Verträge mit dem BH direkt schließen. Denn niemand zahlt so pünktlich wie private BH selbst (naja, die meistens). Zu Ihrer letzten Frage: Öffnungen für die Rohre für die Hausanschlüsse werden bei uns (mit Keller gebaut) erst am Ende durch Wandöffnungen hergestellt. Lediglich Abwasser muss in die Bodenplatte hinein, (auf WU-Ausführung achten!) aber das hat bereits in dieser Phase der Sanitärinstallateur selbst gemacht. Sprich die Tiefbaufirma hebt die Grube aus, bringt die Sauberkeitsschicht ein und dann kommt erst mal der Klempner und legt seine Abwasserrohre. Danach dann erst die Bodenplatte usw.
    Wir haben uns übrigens gegen Poroton entschieden, da mit der EnEVAbk. (ab Febr. 2001) die Winddichtigkeit gefordert ist und diese bei Poroton schwieriger herzustellen ist. Wenn der Elektriker oder Heizungsbauer unsauber schlitzt (oder Sie selber mal später ein Loch bohren) ist immer gleich die Winddichtigkeit gefährdet.

  4. Mein Senf dazu:

    Heute, wenn es meinen zweiten Bau gäbe, würde ich es mir auch zutrauen, alles selber auszuschreiben. Bei meinem ersten Bau war ich froh, es nicht gemacht zu haben. Es war auch so sehr viel Zeitaufwand. Bauen ist eh Glücksache. Sie können einen "guten" Bauträger erwischen oder unter Haie fallen  -  da wären sie dann froh gewesen alles selber ausgeschrieben zu haben. Am wichtigsten sind  -  bei Handwerkern, die sie selbst beauftragen oder beim Bauträger  -  Referenzen. Wenn sie genug Leute finden, die sagen, mit dem können sie Bauen, dann ist das was Wert  -  gibt ihnen aber auch keine Garantie. Schauen sie doch mal auf der Site von Herrn Kampa rein. Der schreibt viel zu Verträgen und hat Links zu Bauherrenseiten, die von Super bis Horror gehen.
  5. mal an einen Architekten gedacht?

    aber auch da gibt es gute und schlechte ...
    (Bauherrenmeinung)
  6. Haben Sie schon einen Bauträger gefunden?

    Ich meine: Jemanden, der IHRE Vorstellungen verwirklichen kann und nicht nur sein 08/15-Geklump durchziehen will? Je präziser Ihre Vorstellungen vom neuen Heim sind, desto eher wird Ihnen nichts anderes übrigbleiben, als die Gewerke eigenhändig zu vergeben (Bauträger sind nicht flexibel!). Einen unabhängigen Fachkundigen sollten Sie dabei jedoch im Hintergrund haben.
  7. Arne Bischoff hat Recht

    Volle Zustimmung: Lieber wende ich meine Zeit vor dem (Ein-) Bau auf als hinterher für die Reklamation ...
    • Name:
    • Guenter Koellner
  8. Die Mischung macht es ...

    so auch bei uns. Elektro, Sanitär und Heizung selber vergeben (auf Empfehlung). Vorteil: Ich bekam was ich wollte. Und so wurde es auch gemacht. Der Rest dann über Generalunternehmer. Da ich wg. Eigenleistung anwesend war, als diese Gewerke gearbeitet wurden, ging es soweit ganz gut. Aber ist halt immer ein Risiko. Daher hatte ich auch nicht die billigesten genommen, sondern die mit "guter" Empfehlung. Bei Elektro hat es am besten Funktioniert. Bei Heizung/Sanitär war es gut, dass der Bauleiter auch noch mit geschaut hatte, sonst würde heute die Badewanne wohl kein Wasseranschluss haben (da Anschlüsse nicht gepasst hätten).
    Fazit: Würde es wieder so machen, aber Risiko ist immer dabei.
  9. für mich auch Frage der eigenen (Zeit-) Verfügbarkeit

    nur wenn Sie einen Beruf haben, der Ihnen genügend Spielraum lässt, JEDERZEIT selbst auf die Baustelle zu kommen, würde ich meine Gewerke selbst vergeben. Mein Bauunternehmer jedenfalls hat das alles zu meine Zufriedenheit gemacht.
    Anderer Punkt: nur wenn man jeweils eine "Preis-Ahnung" hat (was was kosten darf ) kann m.E. richtig mit den einzelnen Unternehmen verhandeln. (Ich hätte mir das auch wegen fehlendem Verhandlungsgeschick nicht selbst zugetraut..)
  10. zum Letztgesagten fällt mir

    ein entfernter Bekannter von mir ein. Der hatte zwei oder drei Angebote für den Rohbau vorliegen. Sein Kommentar nach ein paar Verhandlungsrunden: "Alle immer noch zu teuer, die müssen noch weiter runtergehen". Auf meine Frage, woher er denn wüsste, dass die Preise immer noch zu hoch seien oder ob die Anbieter nicht vielleicht schon an der Schmerzgrenze seien, bekam ich nur Schulterzucken und den Kommentar "ist eben noch zu hoch für mich, so viel KANN so ein bisschen Rohbau gar nicht kosten" ...
    Kommentar überflüssig, denke ich.
    Wer so an Eigenausschreibungen herangeht, darf sich nicht wundern, an die BILLIGSTE Ramsch-und-Beschiss-GmbH zu geraten, die dann auch noch mittendrin pleite geht.
    Nur mal so als Hinweis am Rande.
  11. an Matthias w.

    nehmen sie sich einen guten Architekten oder eine Architektin und lassen sie eine Ausführungsplanung anfertigen (grundrisse, schnitte, Ansichten 1:50  -  Detailplanung 1:10 etc..) dann lassen sie eine Einzelgewerkausschreibung anfertigen und den bau dann vom Architekten oder der Architektin überwachen. am Ende sparen sie sogar mehr Geld als sie der Architekt kostet, wollen wir wetten!? von den nerven wollen wir gar nicht reden.. :-)
    schöne Grüße
    • Name:
    • Herr Rossi
  12. @ Werner

    Foto von Stefan Ibold

    Moin,
    passt zur Denke von Herrn Schmeisser :) ) ) )
    Grüße
    Stefan Ibold
  13. und woran erkenne ich einen guten Architekten?

    Hallo,
    ich bin in der Gegend, in dem ich unser Haus baue, neu zugezogen, kenne dort kaum Leute und auch wenn man herumfragt, weiß man nie, was man von den Antworten halten soll. So ging es mir mit dem Auftrag für das Gewerk, das mir bislang die meisten Probleme bereitete. Da war es wenigstens bloß ein Gewerk, aber bei Hr. Rossis Empfehlung einmal den falschen Architekten gefunden und schon haste Pech. Ist das nicht sogar irgendwie die Ausgangsfrage?
    Und im Vergleich dazu das nach und nach angeeignete  -  nicht zuletzt hier über das Forum  -  Wissen, jeweils direkt umgesetzt und lieber vorher gefragt als nachher begutachtet.
    Ich gehe jetzt so vor, dass ich bei den Auftragnehmern, bei denen ich zufrieden bin, nach Empfehlungen für andere Gewerke frage. So kam ich z.B. an einen top Sanitär- und Heizungsbauer (Sanitärbauer, Heizungsbauer) oder auch Bodenleger
    Also die Wette, dass mit Architekten wesentlich öfter alles klargeht, möchte ich irgendwie annehmen ...
    • Name:
    • Guenter Koellner
  14. Einfache Regel

    Wer von bauen und Haustechnik keine Ahnung hat, sollte ein fertiges Objekt kaufen.
    Wer alle Tricks und Gewerke kennt, kann durch Eigenleistung Geld sparen, braucht aber gute Nerven und Schnittstellenverständnis.
    Beim 3. oder 4. Haus kann das jeder.
    • Name:
    • Herr Klaus
  15. @klaus: einfache Regel funktioniert nicht

    da keiner die Qualität des fertigen Hauses beurteilen kann  -  ist der Putz drauf und der Estrich drin, sieht keiner mehr was drunter ist. Da kann dich ein auf Gewinnoptimierung bauender Bauträger am besten linken.
    Referenzen im Vorfeld und unabhängige Kontrolle beim Bau sind das Beste.

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