Zulässige Deckenbelastung einer begehbaren Terrasse
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Zulässige Deckenbelastung einer begehbaren Terrasse

An unsere gemietete Wohnung schließt sich eine begehbare Terrasse an mit einer Tür zu einem Weg. Die Terrasse liegt auf einer Doppelgarage ohne Zwischenstützen. Auf die Terrasse gehen 4 Stützen von einem Beton-Balkon aus der oberen Etage, die 9 x 3,5 m breit ist und zu einer Wohnung von 120 m² gehört. Die Terrasse ist mit 40 cm x 40 cm Betonplatten auf irgendwelchen Lagern belegt und hat auch einen Gully.
Problem: Wir haben auf die Terrasse Beton-Planzkübeln (Grundfläge 0,2 m², Leergewicht 28 kg, Erde/Wasser max. 22 kg, mit Scheinzypressen beflanzt) aufgestellt. Der Vermieter kommt nun mit der Deckenbelastung und es gibt Krach. Für welche Belastung wird so eine Decke ausgelegt? Wenn 2 Leute (a 80 kg) dort eng zusammenstehen und sich küssen, was dann? Wie stellt sich das bautechnisch dar? Was ist, wenn wir Geburtstag feiern und alle sich aufstellen zum Gruppenfoto? Der obere Balkon, dessen Stützen auf "unsere" Terrasse enden, hat ja auch ein Gewicht. Was ist wenn dort oben X Leute auf dem Balkon stehen, weil dort eine Feier stattfindet?
Deckenbelastungen werden ja in kg/m² angegeben. So ein Kübel hat ja eine Belastung von ca. 65 kg/0,2 m². Wie wird das auf einen m² umgerechnet. Welche Abstände müssten die Kübel haben, damit nichts passiert?
Für welche Mindestbelastung muss so eine Terrasse ausgelegt sein?
Bilder kann ich stellen. Unter
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  • Grille
  1. Tragkraft einer Stahlbetondecke ...

    die für den Aufenthalt von Personen geeignet ist hat mind. eine Tragfähigkeit (zulässige Verkehrslast) von 3,5 kN/m² [bei zugänglichen Terrassen], d.s. (wenn auch fachlich nicht korrekt ausgedrückt) 350 kg/m². Eingerechnete Sicherheiten (mind 50 %) nicht berücksichtigt.
    . -.
    Ihr Einwand mit dem sich küssenden Pärchen ist nett. Wenn es sich dabei also nicht um zwei Schwergewichte (die soll es ja immer öfter geben) handelt, dürfte diese Decke Aufgrund dieser Last, ("bewegliche"/dynamische) Punktlast genannt, keinen Schaden nehmen. Auch dürften allem Ermessen nach (fragen Sie hierzu nach den statischen Berechnungen für die Decke bei Ihrem Vermieter, der Ihnen ja eine (weitere) Nutzung einschränken möchte, respektive sollte dieser sich die Statik von dem Statikersteller erläutern lassen  -  dies ist nicht Ihre Aufgabe als Mieter!) die (statischen) Punktlasten der Balkonabstützungen aus dem/n Obergeschoss/en berücksichtigt sein.
    . -.
    Ohne die Statik zu kennen ist hier allerdings keine verbindliche Aussage zur bisherigen Belastung, der zusätzlichen und der größtmöglichen Belastbarkeit der Decke zu treffen.
    Die Umrechnung geschieht, wenn mich nicht alles täuscht, nach den Regeln des "Dreisatzes". Probieren Sie's einfach mal selbst (Rechnen hier im Forum ist teuer, zumindest bei mir ;-)) (Hinweis: drei der Parameter haben Sie schon, allein was fehlt ist der umgerechnete m²-Betrag.
    . -.
    Denken hält jung (lol)
    MfG
    R. Kaiser
  2. Ok, Hausaufgaben gemacht!

    Wenn ich dann einen Kübel mit 65 kg/0,2 m² nehme, komme ich auf 325 kg/m² Belastung. Nächster Dreisatz ist: 325 kg: 1 m² = 350 kg: x m². Hier kommt 0,9 m² raus. Demzufolge braucht jeder Kübel eine Fläche von rund 1 m² für sich allein. Damit muss ein Abstand von Planzenkübel-Mitte zu Pflanzenkübel-Mitte von 1 m eingehalten werden. Richtig?
    Wie wirkt sich noch die Schneelast aus? Wie hoch ist die?
  3. Nein ... stimmt auch nicht ganz ... ich habe ...

    Nein ... stimmt auch nicht ganz ... ich habe doch nur 65 kg drauf ... Jetzt komme ich ins Schleudern mit meiner Überlegung ... Theoeretisch könnte ich pro m² 350 kg Beton drauf packen ...? Bitte um Hilfe!
  4. Rechenfehler-Denkfehler

    Danke für Ihre E-Mail mit Foto. Ich möchte mal nicht so sein.
    also:
    wenn Sie 0,65 kN auf 0,2 m² Last haben, dann verringert sich natürlich die Belastung des Pflanzkübels bezogen auf einen m² (die gleiche Last verteilt sich also auf eine größere Fläche), mithin 0,65 kN x 0,2 m² = X x 1,0 m² => X = 0,13 kN, Dies entspricht einer Flächenlast von 13 kg auf einen Quadratmeter. Daher dürften Sie aller Voraussicht nach keine Probleme mit der Tragfähigkeit der Garagendecke bekommen, vorausgesetzt der Statiker hat diese entsprechend angesetzt (miteingerechent) und der Rohbauer hat seinerzeit genügend "Eisen", wiederum nach Statik, eingelegt.
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    Abschließend nochmals der Hinweis an Ihren Vermieter durch Sie: soll dieser doch nachweisen, dass Ihre gewünschte Bepflanzung nicht für die Stahlbetondecke geeignet ist.
    MfG
    R. Kaiser
  5. Mietminderung?

    bei zwei Kübel mit 45 cm Kantenlänge (=0,2'm² Fläche, üblicherweise stehen stehen solche Pflanzenkübel ja in einer Linie, d.h. mehr als zwei pro lfm werden es also nicht, d.h. rd 100 kg) soll die Belastung kritisch sein?
    In so einem Fall (wenn mir das Verhältnis zum Vermieter egal ist) würde ich auf jeden Fall eine Erklärung verlangen und bis zum Gegenbeweis die Miete mindern.
    Gruß
  6. Klasse! Danke!

    Jetzt ffällt mir eine Stein vom Herzen! Danke für die Auskünfte/Berechnungen! Muss mir nochmals alles nochmals durchlesen und verstehen!
  7. Es geht weiter. Ich gebe keine Ruhe!

    Wenn Sie die Antwort vor einer Klasse gegeben hätten, hätten sich alle angeguckt und letztendlich genickt. Würden Sie jetzt sagen: "Nun schreiben wir mal eine Arbeit darüber mit Rechenbeispielen! " hätten alle aufgeschriehen, dass sie es doch nicht verstanden haben. So ging es mir auch ... :-)
    Sie haben jedenfalls gesagt, dass die Blumenkübel OK sind. Ich will aber dahinter steigen und will den Rechenweg wissen.
    Nun habe ich es mir abgeleitet. Sagen Sie mir, ob es stimmt!
    Der Kübel hat 65 kg/0,2 m². Das entspricht umgerechnet auf 1 m² einer Belastung von 325 kg/m². Damit ist die Belastungsgrenze von angenommenen 350 kg/m² unterschritten. Theoretisch könnte ich also Kübel an Kübel stellen, da ja zu jeden Kübel die Grundfläche von 0,2 m² gehört und ich nichts enger stellen kann. Wenn der Kübel schwerer wäre, müsste ich die Grundfläche vergrößern, damit die zul. Belastungsgrenze nicht überschritten wird.
    Nächstes Problem: Bei soviel Pflanzen und keinen Wasserhahn auf der Terrasse, kann ich nicht immer einen Schlauch ausrollen und durch das Badfenster alles gießen. Auch für den Urlaubsfall hätte ich keine Lösung. So will ich eine grüne Plastiktonne, 300 Liter; hinstellen. Grundfläche: 43 cm x 0,67 cm am Bodenbereich (ist konisch nach oben hin). Hier wird die Belastung überschritten. Es kommt mehr als 350 kg/m² raus.
    So will ich es so lösen: Bei 200 Liter Volumen ein Loch reinbohren, damit nicht mehr als 200 Liter reinpasst und und verschraubte Balken von von mind. 0,7 x 1 m drunter setzen, damit die Grundlfläche auf ca. 0,7 m² kommt. Bei 200 Liter komme ich dann auf 283 kg/m².
    Richtig? Ich glaube ich habe es jetzt1
  8. Wassertonnen-Grundfläche falsch!

    Richtig: 43 cm x 57 cm oder 0,43 m x 0,57 m
  9. ich würde nicht auf die Terrasse gehen

    Foto von Dipl.-Ing. univ. Bruno Stubenrauch

    Meine Sohlen haben zusammen eine Fläche von 400 cm² = 0,04 m². Bei 80 kg Gewicht bringe ich es damit auf eine Belastung von 80/0,04 = 2.000 kg/m², womit die 350 kg/m² um den Faktor 6 überschritten sind. Beim Gehen lastet mein Gewicht nur auf einem Bein, dann bringe ich es sogar auf 4.000 kg/m² oder eine 12-fache Überschreitung. Nicht auszudenken ...
  10. Wenn er schon keine Ruhe geben möchte, ...

    dann ist die AW von Herrn Stubenrauch genau das richtige! ;-)
    . -.
    Nicht zu vernachlässigen ist, dass es sich bei der Belastung durch Herrn Stubenrauch bei der Bewegung zur, auf und von der Terrasse um eine dynamische Belastung handelt, die wir noch gar nicht berücksichtigt haben. Trüge Herr Stubenrauch überdies noch Stöckelschuhe (1 cm² Fläche) würde sich die Belastung beim granzilen Schreiten nochmals "vervierhundertfachen". Der Beton der Decke wäre hierbei wie Butter zu betrachten.
    . -.
    Wie schaffen es bloß die Statiker, dass unsere Decken trotzdem "Ruhe geben". Es scheint an ein Wunder zu grenzen.
    . -.
    Manchmal hilft eben nur die Schulbank nochmals zu drücken, aber nicht zu feste. Sie könnte ja der Belastung nicht stand halten.
    R. Kaiser
  11. Was nun, Leute?

    Meine Frage hat viele angeregt und es ist lustig geworden. Wo ist nun der abschließende, klärende Beitrag, der auf alle Fragen, offene Punkte (bis hin zu den Stöckelschuhen ...) eine Antwort gibt?
  12. Klärender Beitrag

    Foto von Oliver Kettig

    Halo,
    sorry, es wohl dem meisten schon klärend genug ;-)
    Den Druck (Gewichtskraft pro Fläche) rechnen Sie korrekt aus. Aber Ihr (sich wiederholender) Denkfehler ist es, die sich ergebende Zahl auf den kompletten Balkon hochzurechnen. Das passt nur dann, wenn auch wirklich der gesamte Balkon von Wassertonnen oder Stöckelschuhabsätzen bedeckt ist.
    Um bei Ihrer 300 l-Plastiktonne zu bleiben: Die ist weniger als 1 m² groß. Wenn Sie die voll haben wiegt die 300 kg und (jetzt kommt's) wenn Sie die *einzeln* auf eine Fläche von 1 m² stellen, dann ist die Gesamtbelastung unter 300 kg/m² also unkritisch. Anders sieht's aus, wenn Sie Plastiktonne an Plastiktonne reihen.
    @Bruno: Sorry, dass ich's so ausgebreitet habe, aber ich hatte den Eindruck, die Grille braucht noch einen Schubs.
    Grüße
  13. Verständnisfrage

    Foto von wiki

    Hallo,

    ich habe mir die, zugegeben bereits sehr alte, Diskussion durchgelesen.

    Ich habe nachvollziehen können, dass die Formel für die Berechnung der Verteilung der Flächenlast folgende ist:

    Gewicht des Gegenstands x seiner Grundfläche = Flächenbelastung in m²

    Bspw. Blumentopf
    65 kg x 0,2 m² = 13 kg je m²

    Jedoch ergibt sich daraus, dass ich die Fläche von 0,2 m² mit maximal 1.500 kg belasten könnte.

    y kg x 0,2 m² = 300 kg/m²
    y kg = 300 kg/m² / 0,2 m²
    y = 1.500 kg

    Kann das tatsächlich sein? Klar, die Belastung auf den m² passt, aber der Druck wirkt doch hier auf eine viel kleinere Fläche, müsste damit nicht viel eher die Gewichtsgrenze erreicht sein?

    Um bei den Stöckelschuhen zu bleiben.
    Wenn ich die Rechnung so anwende, dann komme ich auf eine max. Belastung der 1 cm² von

    y kg x 0,01 m² = 300 kg je m²
    y = 30.000 kg?

    Hab ich nen Denkfehler, darf man die Formel nicht umstellen? Wie errechne ich dann die max. Tragfähigkeit einer kleineren Fläche ausgehend vom Quadratmeterwert?

    Bin mal gespannt, ob ich nach so langer Zeit noch eine Antwort bekomme und wo mein Fehler liegt.
    Danke und Gruß
    Sven


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