Dämmung von 24er Ziegelwänden sinnvoll?
BAU-Forum: Bauphysik

Dämmung von 24er Ziegelwänden sinnvoll?

Erbitten Pro und Kontra für bzw. gegen eine Dämmung sowie Materialvorschläge.
Haben als interessierte Laien Ihre Beiträge zur "Globus"-Sendung versucht für unsere Entscheidung zu nutzen und sind noch mehr verunsichert: Unser "Hutzelhaus" besteht zum Teil seit 100 Jahren (Klinker) drum herum sind lauter Anbauten und Ausbauten aus verschiedenen Materialien und Zeiten (Kalksandstein, Ziegel, Hohllochziegel und gemischtes/gestückeltes Mauerwerk) und unterschiedlicher Dicke (auch 24! cm).
Der Putz ist 40 Jahre alt und muss erneuert werden. Lohnt sich eine Außendämmung überall /gar nicht oder nur an diesen Anbauten?
Vielen Dank!
Familie Blanke aus Halle/Saale
  • Name:
  • Blanke
  1. Welche Dämmung auf der Wand ist sinnvoll?

    Foto von Edmund Bromm

    Es sind meist die einfachen Fragen die nicht ohne weitere Informationen leicht zu beantworten sind.
    Erst mal ist Ziegel nicht gleich Ziegel!
    Welche Rohdichte? (Und selbst dabei gibt es noch viele Unterschiede)
    Welcher Feuchtegehalt? Ausgleichsfeuchte usw.
    Welche Nutzung hat ein Hutzelhaus? Ich kenne den Ausdruck nicht.
    Um einen Anfang zu machen.
    Auch ich habe mir ein altes Haus aus 1954 gekauft und dies war voll mit Schimmel. Die Ein; oder Zweifamilienhäuser dieser Zeit sind zumindest in und um München mehr oder weniger gleich erbaut. Meist war es ein kleinerer Bauunternehmer am Ort.
    Ich spreche daher auch gerne vom Maurermeisterhäusel.
    Kellerwände aus dem Aushubkies mit mehr oder weniger Zementanteil und darüber einen Lochziegelaufbau mit 24 cm.
    Innen mit einer zementgebundenen Leichtbauplatte und einen Kalkputz außen nur Kalkputz.
    Ich habe mir schon beim Kauf 1982 Gedanken über eine Wärmedämmung gemacht und einfach noch einen Ziegelstein davor gestellt. Dieser Ziegel war ein Hochlochziegel mit einer Dicke von 11,5 cm. Der Verputz wurde damals mit einem Sanierputz (auch schon wasserabweisend) hergestellt. Darauf kam noch ein wasserabweisender Anstrich. Es macht mir noch heute (nach 20 Jahren) Freude, wenn ich sehe wie das Wasser noch immer als Tropfen abperlt. Übrigens waren damals noch nicht so viele Sanierputzlieferanten und Farblieferanten mit guten Produkten auf dem Markt wie heute. Ich habe Produkte der Firma Colfirmit eingesetzt und dabei hatte ich, wie sich heute zeigt, ein Superprodukt. (Damit nicht gleich wieder einer meckert ich bin kein Vertreter dieser Firma). Es zeigt sich aber auch oft, gute Qualität macht sich auf lange Sicht bezahlt.
    Die Befestigung erfolgte unten mit einer Betonkonstruktion ca. 12 cm breit mit Armierung und einer Verdübelung im Beton. Die Trennung vom Unterboden erfolgte durch ein Randstreifenprofil aus dem Estrichbereich. Die Verankerung wurde bei jeder dritten Fuge mit 20 cm langen Dübel hergestellt.
    Diese Konstruktion wurde bis über das Erdgeschoss hochgezogen und darüber mit einer Dämmung aus Holzverkleidung abgeschlossen. Unter dieser Holzverkleidung ist eine 8 cm dicke Mineralwolle auf die Wand geklebt und zum Teil nur in der Holzkonstruktion verkeilt angebracht. Dazwischen ist ein Luftraum von ca. 3 cm.
    Das ganze ist natürlich nicht nur aus der technischen Sicht zu betrachten, sondern ich wollte auch ein Holz der Optik wegen.
    So habe ich meine Dämmung damals einfach gefühlsbetont hergestellt. Ob es nun der Weisheit letzter Schluss ist, weiß ich nicht so genau aber so habe ich es halt damals gemacht. Ohne zu rechnen! Ich fühle mich immer noch sehr wohl im Haus.
    Ich habe schon einmal in einem anderen Beitrag darauf hingewiesen, dass sich sehr viel geändert hat und, dass diese (oft auch durch Kleinigkeiten) Änderungen sehr schnell unser Klima in der Wohnung beeinflussen.
    So verschwenden wir mit unbedachtem Heizen und Lüften nämlich nicht nur wertvolle Energie und belasten damit unsere Umwelt -, sondern wir schaden ebenso unserer Gesundheit  -  und unserem Geldbeutel!
    Die guten alten Zeiten ...
    Zur Zeit der Kachelöfen hatte man diese Sorgen noch nicht. Er heizte nur ein oder zwei Räume, davon hauptsächlich die Küche. Hier versammelte sich die ganze Familie; die Küche war Wohn-, Gemeinschafts- und Arbeitsraum (Gemeinschaftsraum, Arbeitsraum)  -  in der guten Stube hielt man sich nur zu besonderen Anlässen auf -, im Bad wurde nur kurzfristig geheizt, dies oft nur am Freitag, wenn gebadet wurde. Somit blieb die übrige Wohnung mehr oder weniger kalt. Schwarze Flecken im Herrgottswinkel oder im Bad gab es nicht. Modergeruch war in den meisten Häusern unbekannt, und über Wärmedämmung und Wärmeleitfähigkeit hat sich auch niemand den Kopf zerbrochen.
    Die Ära der neben gleichbleibender, gesunder Wärme auch Gemütlichkeit verbreitenden Kachelöfen ist längst vorbei. Seitdem hat sich im Haus eine ganze Menge geändert, was ein gründliches überdenken des Heiz- und Lüftungsproblems (Heizungsproblems, Lüftungsproblems) notwendig macht:
    1. Anstrich.
    Früher wurden die Wände nur mit Kalk gestrichen.
    • Dieser ist sehr preiswert
    • lange zu lagern
    • leicht zu verarbeiten und leicht zu reparieren
    • gut dampfdurchlässig und hat eine desinfektionierende Eigenschaft.

    Darüber hinaus war es sehr einfach, einen neuen Anstrich auf den alten aufzutragen. An manchen Gebäuden findet man zwanzig oder mehr Schichten übereinander, ohne das diesbezüglich Probleme auftauchen.
    2. Bodenbelag
    Dieser bestand entweder aus Holzbohlen oder aus Naturstein. Im Holzboden sorgte eine mehr oder weniger große Öffnung zwischen den Brettern für eine gute Durchlüftung und das Ablaufen von Feuchtigkeit
    Beim Naturstein waren verhältnismäßig leichte Herstellung und leichte Pflege wichtige Aspekte.
    3. Teppiche
    galten stets als dekoratives Element im Haus, mit denen nur kleine Flächen eines Raumes bedeckt wurden. Die Dampfdiffusion war auf diese Weise so gut wie nicht behindert. Als später das Linoleum (oder andere undurchlässige Bodenbeläge) aufkam, das in der Regel die gesamte Fußbodenfläche abdeckte, tauchten prompt die ersten Probleme auf  -  Feuchtigkeit staute sich unter dem dichten Belag und es kam zu Fäulnisschäden!
    4. Vorhänge
    Fenster- und Wandbehänge (Fensterbehänge, Wandbehänge) waren früher weitgehend unbekannt, sodass eine auch in diesen Raumbereichen sowie über und seitlich der Fenster eine ungehinderte Luftzirkulation und damit Lüftung und Trocknen gewährleistet waren. Heute hingegen werden ganze Wandflächen mit dekorativen Stoffen und Behängen verdeckt. Die z.T. mit Kunststoff beschichteten Vorhänge vor Fenstern sowie Balkon- und Terrassentüren (Balkontüren, Terrassentüren) reichen meist bis zum Boden und sind außer dem im Deckenbereich oft mit einer Schabracke verbunden.
    5. Tapeten.
    Diese Art der Wandverkleidung war in den normalen Wohnhäusern völlig unbekannt, und damit fehlte auch der Tapetenkleister, der in Verbindung mit der Papiertapete als Nährboden für Schimmelpilze (Moderfäule) berühmt berüchtigt ist.
    6. Möbel.
    Aus leidvoller Erfahrung hatte man gelernt, das Mobiliar niemals dicht an Wände zu stellen  -  so manches gute Stück war auf diese Weise nämlich schon Moder und Fäulnis und Schimmelpilzen anheim gefallen. Diese Katastrophe lässt sich ganz einfach vermeiden, indem zwischen Wand und Möbeln immer mehrere Zentimeter Platz gelassen werden. Größere Möbel standen früher zudem auf Sockeln. Auf diese Weise konnte die Luft ungehindert unter und hinter dem Mobiliar entlang streichen. Und
    eben diese Luftzirkulation verhinderte Feuchtigkeitsbildung und Fäulnis.
    Heute dagegen sind fast alle Möbel unten mit einer Sockelleiste versehen. Küche und Bademöbel sind oft allseitig geschlossen und sehr genau eingepasst. Im Schlafzimmer sind die Betten mit einem dichtschließendem Bettkasten bestückt und der Schrank reicht vom Boden bis zur Decke. Die verbleibenden Öffnungen werden häufig noch als Schrankzusatz benutzt zum Teil auch mit Vorhängen geschlossen. Wie soll jedoch hinter diese Möbel warme Luft gelangen, wie die Bodenfläche erwärmt werden, wenn es keine Fußbodenheizung gibt?
    Im Grunde sind solche Möbel eine innenliegende Wärmedämmung, doch sie werden weder bei der Planung der Heizung noch bei der Berechnung der Wand Stärke berücksichtigt.
    7. Dach und Dachüberstand
    Das Dach galt stets als "Schutzhülle" eines Gebäudes. Es war so konstruiert, dass Wasser einfach in Zisternen abgeleitet wurde. Je nach Region war der Dachüberstand so groß, dass 90 Prozent des Regenwassers gar nicht mit der Fassade in Berührung kam.
    Mit dem Flachdach wurde später dann ein Sammelbecken für das Wasser geschaffen. Das Wasser kann ab Dachkante die gesamte Fassadenfläche erreichen, jede kleine Fehlstelle an der Fassade ist eine Gefahr für weitere Schäden. Fehlende Dachüberstände sind oft für eine erhöhte Wasseraufnahme und damit auch für eine schlechtere Wärmedämmung der Außenwände verantwortlich.
    Es ist sicher aufschlussreich noch weitere Aspekte mit in diese Betrachtung aufzunehmen und weiter zu diskutieren.

  2. Sie auch meine Antwort im

    Forum "Außenwände".
    Hinweis: Das "nicht verunsichern lassen" bezieht sich NICHT auf Herrn Bromms Antwort, der hier viele Teilaspekte Ihres Problems umfassend erläutert hat.
  3. Hutzelhaus ist der Kosename für ein 1,5 geschossiges Wohnhaus

    mit drei Anbauten aus verschiedenen Zeiten.
    Bauunterlagen sind nicht vorhanden und auch im Stadtarchief nicht auffindbar. An Firmen oder Ausführende ist kein Herankommen mehr.
    Zu den weiteren Detailfragen:
    =>Rohdichte der Ziegel: es wurden ganz verschiedene Materialien vermauert: Kalksandstein, unterschedliche Hohllochziegel, Klinker usw. (Mangelwirtschaft (DDR) ) und auch noch in einer Wand (MW ) durcheinander. Wie kann man die Rohdichte bestimmen? Ziegel rausschlagen und dann wiegen und messen-X1234Xbei Mischung dann auszählen? -Innen im Moment nicht sichtbar-?
    =>Feuchtegehalt: Wände erscheinen eher trocken, gegen Feuchte im EGAbk. / Fundamente mit Horizontalsperre und vertikal abgedichtet, an kritischer Stelle innen hinterlüftete Wandkonstruktion (MW, Luft, Ständerwand und Gipskarton mit Lüftungsschlitzen oben und unten).
    =>Nutzung: Wohnhaus
    =>Dachüberstand: beträgt überall mindestens 40 cm-X1234Xalso Dämmung möglich.
    Dank im Voraus für weitere Hinweise insbesondere @HerrBromm!
    • Name:
    • Familie Blanke
  4. Lohnt sich nun eine Dämmung? Und wenn ja welche

    Foto von Edmund Bromm

    Mir erscheint es schon sinnvoll, eine Verbesserung durch Dämmung an einer 24 cm dicken Wand.
    Warum traut sich denn keiner hier seine Meinung abzugeben um der Fam. Blanke zu helfen. Wir sollten doch offen darüber diskutieren können. Und selbst, wenn jemand mal einen Fehler macht, diesen nicht gleich verteufeln, sondern durch gute Kritik verbessern.
    Ich würde vorschlagen, dass Sie einige Bilder vom Haus und einige Details einstellen.
    Wo ich allerdings große Sorge habe ist die Innenverkleidung mit Gipskartonblatten. Diese Konstruktion habe ich schon sehr oft ausgebaut, weil der Schimmel dahinter richtig wucherte. Gerade durch die Hinterlüftung kommt es zu Tauwasserausfall und Schimmel.

Hier können Sie Antworten, Ergänzungen, Bilder etc. einstellen

  • Keine Rechtsberatung in diesem Forum - dies ist Rechtsanwälten vorbehalten.
  • Zum Antworten sollte der Fragesteller sein selbst vergebenes Kennwort verwenden - wenn er sein Kennwort vergessen hat, kann er auch wiki oder schnell verwenden.
  • Andere Personen können das Kennwort wiki oder schnell oder Ihr Registrierungs-Kennwort verwenden.

  

Zur Verbesserung unseres Angebots (z.B. Video-Einbindung, Google-BAU-Suche) werden Cookies nur nach Ihrer Zustimmung genutzt - Datenschutz | Impressum

ZUSTIMMEN