Agglo mal kurz erklärt
BAU-Forum: Bauwissen von Herbert Fahrenkrog

Agglo mal kurz erklärt

Foto von Herbert Fahrenkrog

1) Agglomerat

1.1) Definition und Zusammensetzung

Agglomerat ein Gemisch aus Polyester oder Epoxydharz und zerkleinerten Natursteinen. Die Fertigung erfolgt in Blöcken und sonst wie bei Naturstein. Agglomerat ist auch nicht witterungsbeständig, bzw. frostsicher. Agglo fällt i.d.R. unter Brandklasse B1 oder sogar B2. Er ist polierfähig und und nicht problemlos entsorgbar, da er je nach Satzuing der Entsorger unter Sondermüll fällt.

1.2) Erzielung der inneren Bindung

1.2.1) bei Quarz (Granit)  -  Grobzuschlägen

Die Festigkeit der einzelnen Bestandteile untereinander wird hier durch den Kunststoff erreicht. Bei der Polymerisation des Kunststoffes entsteht durch Schrumpfung der Gesamtmasse eine Zugspannung, die die einzelnen Quarzkörner festhält. Es liegt somit eine reine spannungsbasierende, mechanische Verzahnung vor, die durch den Kunststoff hervorgerufen wird. Grob gesagt: Wenn der Kunststoff sich z.B. durch Begehung abreibt, fällt das Quarzkorn raus.

Eine chemische Wechselwirkung ist nicht vorhanden.

1.2.2) bei carbonatischen Grobzuschlägen

wie vor

1.3) Abriebverhalten

Im Abriebverhalten sind beide Agglosorten zwar differenziert zu betrachten, aber allen ist gemeinsam, dass kein homogener Abrieb, wie einem bei Granit stattfindet.

Bei harten Zuschlägen ist das umgebende Plastik das relativ weichere Material und wird als erstes verschleißen. Durch die fehlende chemische Bindung ist bei einer geschliffenen Oberfläche mit einer schnellen Aufrauhung zu rechnen, die direkt mit der später beschriebenen Schmutzanhaftung korreliert. Zur Optimierung wird versucht den Plastikanteil zu minimieren und den Zuschlag zu vergrößern.

Es gilt, dass eine Zerstörung des Kunststoffs, durch Punktlasten, Grundreiniger usw. die Abriebfestigkeit partiell verkleinert. Durch die z.T. hohe Differenz der Härte zwischen Bindemittel und Zuschlag ist der Abrieb als inhomogen anzusehen. Die üblichen Verschleißtest ergeben dann ein verzerrtes Bild des tatsächlichen Verschleißverlaufs ab. Der partielle Verschleiß des Bindemittels und die damit verbundene Aufrauhung wird nicht berücksichtigt.

1.4) Fleckempfindlichkeit

Die Fleckempfindlichkeit eines Fußbodens ist eine reine materialabhängige Variable. Das Bindemittel "Kunststoff" hat i.d.R. keine Kapillaritäten, die Schmutz aufnehmen. Nur der Zuschlagstoff entscheidet über die Fleckempfindlichkeit des gesamten Materials.

1.5) Schmutzanhaftung

Auch hier ist muss differenziert werden. Beide Hauptbestandteile, Bindemittel und Zuschlag haben unterschiedliche Schmutzanhaftungen. Öle, Fette, Lösemittel greifen den Kunststoff z.T. massiv an und führen manchmal zu einer mikrokleinen Aufquellung der Kunststoffe. Dieses führt dann durch die vergrößerte Oberfläche (wie ein ausgefranstes Gewebe) zu einer erhöhten Schmutzanhaftung von "nicht wasserlöslichen Schmutzarten", (öliger Staub, Lebensmittelreste usw.) Durch den beschriebenen "partiellen Abrieb" des Bindemittels Kunststoff findet gleichzeitig eine drastische Erhöhung der Gesamtoberfläche statt, die wiederum zur Erhöhung der Schmutzanhaftung beiträgt.

Der Zuschlagsstoff Marmor / Kalkstein erfährt durch die Begehung einen ähnlichen Effekt, der durch die Auswahl eines ungeeigneten Reinigers verstärkt werden kann.

Unterhaltseinigungsmittel für Agglomerate sollten Lösemittelfrei sein, dass schließt auch Alkoholzugeben mit ein.

1.6) Rutschsicherheit

Die bereits angesprochene Aufrauhung der Oberfläche führt bei korrekter Reinigung dazu, dass die Rutschsicherheit eines geschliffenen Agglobodens mit der Zeit zunimmt, auf Kosten der Reinigungsfähigkeit. Jegliche Art von Pflegemittel oder Versiegler zerstört wiederum sehr schnell die Unfallprävention. Dies gilt übrigens für alle Böden.

1.7) Technische Daten

Bei Agglomeraten ist immer auf den Ausdehnungskoeffizienten zu achten, der je nach Einbauort (Südfassade aus Glas) zu Spannungen und Abscherungen im Bodenbereich führen kann. Die Verlegung mit rein zementären Mörteln ist für Agglomerat ungeeignet. Mit Kunststoffen ausgerüstete Dünnbettmörtel wären empfehlenswerter.

1.8) Kostenrahmen

Je nach Vertriebs- und Marketingstrategie eines Herstellers sind Agglomerate i.d.R. im unteren bis mittleren Preisniveau zu finden.

1.9) Materialimmanente Probleme

Neben der Brandklassenproblematik (B1 oder schlechter), der Ausdehnung unter Temperatureinfluss ist die Reinigung ein nicht zu unterschätzendes Problem bei Agglomeraten. In privaten Bereichen oder gering belasteten Böden sind diese allerdings vernachlässigbar.

1.10) Diverses

Agglomerat ist kein Betonwerkstein, sondern ein Gemisch aus Steinbrocken und Kunstharz. Diese Material ist für öffentliche Bereiche allein Aufgrund seiner Brennbarkeit nicht empfehlenswert.

  1. Satzeil fehlte

    Foto von Herbert Fahrenkrog

    Diese Material ist für öffentliche Bereiche allein Aufgrund seiner Brennbarkeit nicht empfehlenswert, wenn Brandklasse A vorgeschrieben ist. Das gilt natürlich auch für PVC, Teppich usw.

    So sollte der letzte Satz eigentlich lauten.

    • Name:
    • HF

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