Kellerbodensanierung, Dreh bald durch. Kann jemand helfen?
BAU-Forum: Keller

Kellerbodensanierung, Dreh bald durch. Kann jemand helfen?

Hallo,
habe in unserem Altbau den Kellerboden "saniert". Hatte jemanden von Remmers da, der mir gesagt hat wie ich die Löcher und Risse im Gussasphaltestrich stopfen kann. Dann eine Hohlkehle ziehen (alles mit Remmers-Materialien) und dann eine Bodenbeschichtung. Vorher haben wir natürlich den alten Lack runtergestrahlt. Die ganze Aktion hat ca. 1000,- € gekostet inkl. Strahlfirma, Materialien etc. (50 m² ). Jetzt nach 3 Monaten bekomme ich die Krise, weil die Feuchtigkeit (Sickerwasser, Gundwasser liegt bei 18 m) ausgerechnet durch die ausgebesserten Stellen kommt. Es bilden sich kleine Tropfchen auf dem Lack an den Stellen wo ausgebssert wurde. Der Bodenaufbau von oben nach unten sieht so aus: Gussasphalt 3 cm, Schotter (gestampfter Boden) 8 cm dann Sand (bin bis 30 cm gekommen und habe dann aufgehört). Wollte nun (damit Schluss mit dem Muff im Keller ist  -  allerdings auch erst seit dem der Lack drauf ist) neuen Gussasphalt verlegen lassen. Die Firma will aber eine mind. 15 cm dicke Betonplatte als Untergrund haben.
Kann mir jemand einen Tipp geben was man sonst noch machen könnte ohne gleich 10.000,- € für die Bodenplatte und Gussasphalt im Keller versenken zu müssen? (Bodenplatte ca. 5-6 T€ / Gussasphalt 2,5 T€)
Wer hat ein ähnliches Problem gelöst oder ein Tipp.
Danke
Christoph
  • Name:
  • Christoph
  1. Welche Möglichkeiten gibt es wegen der Feuchte? Mechanismen der Durchfeuchtung

    Foto von Edmund Bromm

    Wir brauchen Luft zum Atmen und diese Luft enthält auch Wasser in Form von Wasserdampf. Den tatsächlichen Feuchtegehalt der Luft nennt man absolute Feuchte, sie wird gemessen in g/m³ Luft.
    Als Sättigungsfeuchte bezeichnet man die Wassermenge, welche physikalisch maximal in einer Luftmenge bestimmter Temperatur enthalten sein kann.
    Die relative Luftfeuchtigkeit ist das Verhältnis zwischen dem tatsächlichen Feuchtegehalt und der Sättigungsfeuchte. Sie ist, ebenso wie die absolute Feuchte, temperaturabhängig.
    So bedeutet eine absolute Feuchte von 9 g Wasser pro m³ Luft, bei einer Lufttemperatur von 20 Grad C, eine relative Luftfeuchtigkeit von ca. 55 %. Bei gleicher Wassermenge (9g/m³) und 10 Grad C Lufttemperatur wird die Sättigung von 100 % rel. Luftfeuchte erreicht.
    Sinkt die Lufttemperatur, so steigt die relative Luftfeuchtigkeit an. Wird die Sättigung erreicht, muss die Luft das überschüssige Wasser an die Umgebung abgeben. Die Temperatur, bei der die Luft die Sättigungsgrenze erreicht, nennt man Taupunkt oder Taupunkttemperatur. Das Kondensat schlägt sich nieder, wo die Temperatur eines Gegenstandes oder Baustoffes die Taupunkttemperatur unterschreitet. Bei porösen, diffusionsoffenen Baustoffen kann der Taupunkt auch innerhalb der Wand liegen.
    Als Diffusion bezeichnet man den Feuchtefluss von Wasserdampf in porösen Baustoffen. Triebkraft der Diffusion sind unterschiedliche Temperatur- und Luftfeuchtigkeitskonzentrationen (Temperaturkonzentrationen, Luftfeuchtigkeitskonzentrationen) auf beiden Seiten der Wand oder Decke. Wasserdampf diffundiert in der Regel durch den Baustoff hindurch. Sollte jedoch in der Wand die Taupunkttemperatur unterschritten werden, kondensiert der Wasserdampf und es kommt zum Tauwasserausfall. Das Kondensat kann bei längerem Anhalten des Zustandes zu einer beträchtlichen Durchfeuchtung der Mauern führen. Besonders während der kalten Jahreszeit kann Kondensation am Wandinneren der Außenmauer Feuchtigkeitsschäden hervorrufen.
    In den Sommermonaten verursachen warme und feuchte Luftmassen bei Eindringen in kühle Keller und Treppenhäuser oft massive Durchfeuchtungen im Mauerwerk. Da sich die abkühlenden Luftmassen im Raum nach unten bewegen, findet der Kondenswasserausfall meist im unteren Teil der Wand statt, und wird deswegen des öfteren mit kapillar aufsteigender Feuchtigkeit verwechselt.
    Kondensationsgefährdete Bereiche sind z.B. Wärmebrücken, (von "Fachleuten" leider oft als Kältebrücke bezeichnet) wie Fensterbänke, aber auch schlecht gedämmte Außenwände, kühle Räume, Keller, Treppenhäuser, und Stellen mit geringer Luftzirkulation, hinter Möbeln oder in Ecken und Nischen. Falsch bemessene Außen- oder Innendämmung (Außendämmung, Innendämmung) kann zu Kondenswasserschäden im Außenmauerwerk führen. An der Außenwand, besonders nordseitig und im Sockelbereich, kann es ebenfalls oft zu Kondenswasserausfall kommen.
    Man geht davon aus, dass auf Grund heutiger, wirtschaftlich orientierter aber bauphysikalisch falscher Bauweisen, die Kondensationsprobleme zunehmen werden. Diffusionshemmende Betonbauweisen, dicke Kunststoffdämmplatten, dichte Fenster, und fehlende Lüftung ebenso wie mangelnde Bauaustrocknung, führen zwangsläufig zu einer Zunahme der Feuchtebelastung im Gebäude und fördern die Schimmelbildung.
    In der Regel kann nur der Fachkundige (nicht zu verwechseln mit den unseriösen Verkäufern) feststellen, ob es sich um kapillar aufsteigende Feuchte oder Kondensationsfeuchte handelt. Der Bauherr sollte sich daher bauphysikalisch beraten lassen, oft lassen sich dadurch aufwendige Abdichtungen ersparen.
    Bei Abdichtungsplanungen auf dem Gebiet der Altbauinstandsetzung heißt es immer wieder: "Wenn wir schon dabei sind, dann machen wir's doch gleich gescheit". Dann wird der alte (und durchaus nicht immer zutreffende) Spruch zitiert, dass die Ursache für Feuchtigkeit im Keller stets von außen eindringendes Wasser sei. Und so wird fleißig von außen aufgegraben, abgedichtet, wärmegedämmt, geschützt und wieder verfüllt und dabei eines völlig außer acht gelassen: das Kosten-Nutzen-Verhältnis.
    Denn zunächst bleibt innen der "alte" Zustand bestehen. Es müssen die Oberflächen erneuert werden. Dies bedeutet in der Regel, alten salzbelasteten und sehr oft schimmelpilzbefallenen Putz abzuschlagen und durch Sanierputz zu ersetzen.
    Bei einem Bauobjekt, in das tatsächlich Wasser von außen über die Wand eindringt, ist es oft ratsam, an allen eindeutig kritischen Stellen aufzugraben. Außerdem sind alle möglichen Fehlerquellen zu beseitigen, wie zum Beispiel eine undichte Wasserleitung oder auch ein schadhaftes Regenablaufrohr.
    Der Baustoff macht's.
    Zu unterscheiden ist, ob ein Gebäude in Ziegelbauweise oder aus Beton gebaut wurde. Im ersten Fall ist zu überprüfen ob jemals zuvor Wasser in den Keller eingedrungen ist und, sollte dies der Fall sein, wie hoch der Wasserstand war und wie hoch der mögliche Grundwasserspiegel ist. Sollte der Grundwasserspiegel in einem kritischen Bereich liegen, ist zu überlegen, ob die Nutzung eines solchen Kellerraums generell eingeschränkt werden muss. Trotzdem gibt es Möglichkeiten, selbst solche feuchtigkeitgefährdeten Keller hochwertig zu nutzen, solange einige Schutzmaßnahmen vollzogen werden.
    Es ist wichtig zu wissen, dass Baustoffe, seien es Ziegel, Mörtel oder Beton, durch Feuchtigkeit nicht zerstört werden. Diese Materialien können weder faulen noch werden sie durch Wasser aufgelöst. Mir ist bis heute nicht klar, woher die Angst vieler Menschen rührt, dass ein feuchter Baustoff geschädigt oder gar zerstört werden könnte. Es müsste dann doch auch eine Schädigung im Fundament oder darunter (meist gewachsenes Erdreich-Dreck) auftreten. Dies scheint jedoch niemand zu befürchten. Es spielen bei der Zerstörung stets noch andere Faktoren mit eine Rolle, so z.B. Frost und Salz, die sich einzeln oder kombiniert zerstörerisch auswirken können.
    Auch eine Wechselwirkung ist zu berücksichtigen. Wenn es im Kellerbereich bei Beton zu Durchfeuchtungen kommt, dann ist meistens eine gute Wärmeleitfähigkeit und die damit zusammenhängende Kondenswasserbildung (Tauwasser) die Ursache.
    Ein Aufschaukeln der Feuchtigkeitsbelastung entsteht dadurch, dass ein Teil der Feuchtigkeit von unten kapillar aufgesogen wird, wodurch sich wiederum die Wärmeleitfähigkeit wesentlich verbessert.
    Noch ein kleiner Tipp:
    Ein Hausbesitzer hatte einen feuchten Keller. Schimmelpilze sind gewachsen, die Wände waren grau und schwarz, es faulte und moderte. Ein Gästezimmer konnte nicht mehr benutzt werden.
    Ein Gutachter wurde eingeschaltet, der zu dem Ergebnis kam, die Sache muss "ordnungsgemäß" abgedichtet werden. Es wurde ein Leistungsverzeichnis erstellt. Dieses wurde an viele Firmen mit der Bitte um Erstellung eines Angebotes versandt. Das billigste Angebot für diese Abdichtungsmaßnahmen (außen aufgraben, abdichten usw.) lag bei über 30.000 € was dem Hausbesitzer jedoch dann zu viel war. Dieser hatte sich deswegen weiter erkundigt, welche Möglichkeiten es sonst noch gibt. In diesem Falle konnten wir, durch das Aufstellen eines Luftentfeuchters im Werte von ca. 1.000 € helfen. Seitdem ist sein Keller "trocken". Alles andere wäre eine unsinnige Maßnahme gewesen.
  2. Weitere Fragen

    Habe ein paar zusätzliche Fragen, die bei der Beurteilung helfen könnten:

    1) Auf welche Weise haben Sie die Löcher gestopft?

    2) Haben Sie die Arbeiten selber ausgeführt?

    3) Können Sie mir Bilder mit Vor- und Nachherzustand per E-Mail schicken? (sofern vorhanden)
    Glaube auch daran, dass es eine günstigere Lösung geben muss.

  3. Danke erstmal für die schnellen Antworten Herr Bromm, Herr Schrör

    Zu Ihren Fragen Herr Schrör,
    1. gemäß Verarbeitungshinweis und Vorgabe des AWT zum Rapidhärter
    2. Ja
    3. Leider nicht da "vorher" nicht fotografiert wurde. Mit "nachher" aber wahrscheinlich nicht viel gemacht werden kann ...
    An Sie Herr Bromm,
    habe viele Ihrer Berichte schon gelesen und verfolge alle Berichte seit längerem. Da Sie meinem Verständnis nach ein Experte sind, wie auch (ebenfalls meinem Verständnis nach) Herr Konrad Fischer, bin ich ebenfalls sehr verwirrt über die unterschiedlichen Meinungen zum Thema "Abdichtung von innen". Dies soll nun hier nicht weiter diskutiert werden, sondern möchte nur sagen, dass ich hier den Weg der "Schlämmpampe" und Sanierputz gehen werde. Rein aus Kosten-Nutzen-Rechnung. Aber mein Boden bringt mich zur Verzweiflung. Sorry.
    Aber nochmal vielen Dank für die Aufklärung hier im Forum.
    PS: möchte noch kurz anfügen, dass viele sogenannter "Experten" den Keller inspiziert haben und über die vorgeschlagenen Maßnahmen könnte ich ein Büchlein schreiben. Schade, dass die guten so weit im Süden wohnen ...
    Mit freundlichem Gruß
    Christoph
    • Name:
    • christoph
  4. Im Sommer sind Keller oft feucht weil keine Diffusion der Feuchte von innen nach außen möglich ist

    Hr. Bromm hat völlig recht, die Feuchtigkeit kommt in den meisten Fällen aus der Raumluft.
    Natur-Keller, welche in porösen Sandstein gemeißelt sind, ohne Abdichtung und Beschichtung, sind selbst im Sommer erstaunlich trocken, da die Luftfeuchtigkeit zwar auf der Wandoberfläche kondensiert, aber wegen des Temperaturgefälles in den Felsen diffundiert, sodass die etwas wärmere Oberfläche trocken bleibt. Dieser Effekt lässt sich auch im normalen Einfamilienhauskeller nutzen, aus Angst vor drückendem Wasser von außen, wird dies aber normalerweise durch Abdichtungen verhindert.

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