Vollwärmeschutz-Fassade aus Styropor: Hinterlüftung der Dämmung zulässig
BAU-Forum: Außenwände und Fassaden

Vollwärmeschutz-Fassade aus Styropor: Hinterlüftung der Dämmung zulässig

An unserem aufgestockten Altbau wurde ein 8 cm starker Vollwärmeschutz (VWSAbk.) aus Styropor auf die komplette Fassade geklebt, verspachtelt und verputzt. Der Kleber wurde in Schlangenlinien auf die Fassade aufgebracht.
Frage: Muss eine solche Fassade winddicht sein oder ist eine Hinterlüftung der Styroporhülle erforderlich?
Hintergrund: An windigen Tagen ist im Haus sowohl in den Steckdosen als auch in der Zwischendecke ein starker Luftzug zu verspüren. Nach Abdichtung der Steckdosen ist in diesem Bereich das Problem behoben. In der Zwischendecke zieht es weiterhin. Ein eisiger Luftzug kommt einem entgegen, wenn man die Halogenlampen aus der Gipskartondecke entfernt. Ursache hierfür sind die tragenden Holzbalken, die im Wege der Aufstockung an der Außenmauer abgeschnitten wurden und deren Stirnflächen vor Anbringung des Vollwärmeschutz (VWS) entgegen der Absprache nicht beigeputzt wurden. Bei der Anbringung des Vollwärmeschutz (VWS) wurde (absichtlich?) für reichlich Hinterlüftung der Styroporschale gesorgt: Zum Beispiel im Sockelbereich, wo zwischen dem U-Profil, auf dem die Perimeter-Dämmplatten aufsetzen, und dem Mauerwerk ein zum Teil bis zu 5 cm breiter Zwischenraum zum alten Sockel besteht, von dem man aus zu Testzwecken meterweit Kabel nach oben schieben kann. Oder im Bereich der Rollladenkästen, wo die Luft vom Rollladenkasten aus hinter der Rollladenführungsschiene entlang den Weg hinter den Vollwärmeschutz (VWS) findet.
Was nützt der Vollwärmeschutz (VWS), wenn in der exponierten Lage unseres Hauses der Wind das dahinter befindliche Mauerwerk auskühlt?
  1. natürlich muss ein WDSV System außen Winddicht sein

    sonst hilft Ihnen die Dämmung, wie Sie richtig feststellen, in dem Bereich nichts. Eine 'Hinterlüftung' der Dämmung ist ganz einfach falsch, wenn darüber hinaus die Wand innen auch nicht luftdicht ausgebildet ist, haben Sie den Durchzug total.
    Wenn die warme feuchte Luft von innen nach außen kann, besteht außerdem die Gefahr einer Durchfeuchtung der WDAbk. durch kondensierendes Wasser.
  2. Nachträglich abdichten oder hinterlüftet lassen

    Danke für die rasche Info.
    Unser Handwerker meint, nach DINAbk. wäre es die Pflicht des Innenputzers und des Elektrikers gewesen, für die innere Winddichtheit zu sorgen. Ein Vollwärmeschutz (VWSAbk.) könne niemals winddicht sein. Früher hätte man die Styroporplatten auf Batzen geklebt und da wäre gegenüber der "Schlaufentechnik" noch mehr Zirkulationsmöglichkeit gegeben gewesen. Außerdem könnte man schon an der Lochung der U-Profile, auf denen die Perimeterdämmung aufsetzt, erkennen, dass eine Winddichtheit des Vollwärmeschutz (VWS) vom Hersteller (in unserem Fall Marmorit) zwar in der Fläche, aber nicht an den Anschlüssen gefordert ist.
    Nachdem die Steckdosen nachträglich winddicht gemacht wurden bleibt das Problem der (Holz-) Zwischendecke. Von innen gibt es keine Chance für die Abdichtung, von außen wurde sie vertan.
    Ist es vor diesem Hintergrund nun ratsam, alle potenziell windoffenen Stellen im Vollwärmeschutz (VWS) nachzubessern (Anschluss Vollwärmeschutz (VWS) zum Mauerwerk im Sockelbereich, Rollladenführungsschiene, Dach etc.) oder lässt man den Vollwärmeschutz (VWS) hinterlüftet, damit, so unser Verputzer, das Tauwasser verdunsten kann. Im Fall der Hinterlüftung sorge ich mich um eine mögliche Schimmelbildung in der Zwischendecke.
  3. da hat eine offensichtlich keine Ahnung

    Foto von Stefan Ibold

    Moin zusammen,
    wie jfd bereits beschrieben hat, wer kommt denn auf die Idee, ein WDVSAbk. zu hinterlüften? *kopfschüttel*
    Bei Ihnen scheint ja noch mehr im Argen zu liegen.
    Für die Steckdosen würde ich winddichte Unterputzeinsätze nehmen, die alten herausnehmen.
    Sorge macht mir die Beschreibung der Deckenbalken. Wenn in den Bereichen des Hirnholzes, also am Kof des Balkens, Tauwasser ausfällt, dann vergammeln die Balken und die Tragfähigkeit ist hin.
    Ohne Panik machen zu wollen, das sollte sich ein Fachmann ansehen.
    Grüße
    Stefan Ibold
  4. Nicht die Auswirkung bekämpfen, sondern die Ursache

    Also winddicht ist natürlich von außen, nicht von innen. Das hat aber wenig mit der Fassade zu tun. Eher mit Durchstoßpunkten und Anschlüssen. Von innen muss es luftdicht sein.
    Irgendwo scheint aber Luft reinzukommen, was sie nicht soll. Die Stelle muss man halt finden.
    • Name:
    • Martin Beisse
  5. Durchstöße im Mauerwerk, Anschlüsse

    Zunächst danke fürs Mitdenken.
    Durchstöße durchs Mauerwerk gibt es "nur" im Bereich der Zwischendecke. Vor Anbringung des WDSV waren die Köpfe der Balken von außen zu sehen. In diesem Bereich sollten (so war es geplant, wurde aber nicht so ausgeführt) von außen Putz und Kleber für die erforderliche Dichtheit sorgen.
    Die Frage, wo überall Wind hinter den WDSV zieht ist zum Teil oben schon beantwortet: Im gesamten Sockelbereich (auch wenn hier bereits Stellenweise mit PU-Schaum nachgebessert wurde), im Bereich der Rollladenkästen (siehe oben), und im Bereich des Dachanschlusses (Warmdach), wo sowohl im Balkonbereich als auch am Dachüberstand der Giebel Wind über die Dachhinterlüftung hinter die abschließenden Sparren und von dort aus hinter den nicht flächig geklebten WDSV gelangen kann.
    Gibt es irgendeine Richtlinie, welche die Ausführung dieser Anschlüsse regelt?
    Grüße
  6. Richtlinien gibt es immer :-)

    Zunächst mal in der Wärmeschutzverordnung bzw. EnEVAbk.. Es muss eben luftdicht sein. Das heißt, die Innenluft darf nicht an die Dämmung geraten. Wird gerne mit winddicht verwechselt. Wenn der Wind aber reinkann, kann die Innenluft auch raus. z.B. über die Steckdosen. DINAbk. 4108 regelt zum Beispiel Ausführungen der Luftdichten Schicht. Die Regeln der putze kenne ich nicht. Dicht muss es halt sein. PU-Schaum hat da nichts zu suchen.
    • Name:
    • Martin Beisse
  7. Lustig, wenn es nicht so traurig wär ...

    Ein WDVSAbk. darf nie hinterlüftet sein. Hinterlüftete Fassade ist etwas völlig anderes.
    Lassen Sie sich von Marmorit die Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung für dieses System schicken, da steht alles drin, wie man es zu machen hat ...
    MfG
    Veikko Ulrich
  8. Natürlich nicht!

    Hinterlüftet natürlich nicht. Winddichtigkeit schließt das ja auch aus. Nochmal: Luftdichtigkeit innen ist was anderes als Winddichtigkeit außen.
    • Name:
    • Martin Beisse
  9. Winddicht auch von außen ...

    Selbstverständlich muss eine Wärmedämmung auch von außen winddicht sein z.B. durch Verputzen. Steinwolle ist z.B. "winddurchlässig". Bei einem ständigen "Luftaustausch" innerhalb des Dämmstoffs, kann ich mir die Dämmung auch sparen, da kalte Luft die Dämmung durchschlägt und die enthaltene Feuchtigkeit an dem kalten Wandbaustoff kondensiert.
    Wichtig ist dieser Umstand auch wegen der "schlagregendichten" äußeren Abdichtung.
    MfG
    Veikko Ulrich

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