Blockhauswand mit Naturkorkdämmung?
BAU-Forum: Holzbau

Blockhauswand mit Naturkorkdämmung?

Liebes Forum,
plane eben mein 127 m² Blockhaus und habe folgenden Wandaufbau angeboten bekommen (diffusionsoffen):
Erdgeschoss von außen nach innen:
100 mm Blockbohlen, Windbremse, 150 mm Naturkork, 32 mm Innenschalung oder Naturgips (inkl. ungedämmter Installationsebene)
Obergeschoss von außen nach innen:
4 mm Putz, 50 mm Holzwolle-Leichtbauplatte, 160 mm Konstuktionsholz mit Glaswolle-Dämmung, 18 mm OSBAbk., 40 mm Holz Fichte Querlattung, 40 mm Glaswolle, GKF
Dazu zwei Fragen:
a) taugt dieser Aufbau was?
b) Hat der diffusionsoffene Aufbau Auswirkungen auf den Luftwechsel, sprich ist eine Wohnraumlüftung überhaupt sinnvoll?
DANKE!
  • Name:
  • Mike
  1. Hallo,

    das liest sich erstmal nicht schlecht, scheint aber auch nicht billig, aber hochwertig zu sein. Es muss natürlich eine Dampfdiffusionsberechnung gemacht werden, Tauwasser darf nicht ausfallen.
    Zum zweiten Teil Ihrer Frage: Dampfdiffusion hat nichts mit Lüftung zu tun. Wenn alle Bauteile ordnungsgemäß ausgeführt sind, dann sind diese Bauteile luftdicht (bzw. größtmöglich luftdicht). Bei der EGAbk. Konstruktion würde ich erstmal vermuten, dass da noch innenseitig zwischen Kork und Gipskarton eine Dampfbremse hingehört, ansonsten könnte es einen rechnerischen, unzulässigen Tauwasserausfall zwischen Kork und äußeren Blockbohlen geben. Ob ein diffusionsoffener Wandaufbau spürbare Vorteile mitsich bringt, ist mehr eine Glaubensfrage.
    Dampfdiffusion ist das Durchwandern von gasförmigen Wassermolekülen durch ein Bauteil. Das geht ganz laangsaaam von Statten und ist für das Wohlbefinden im Inneren eher unbedeutend. Die Luftfeuchtigkeit im Haus regulieren Sie durch Fensterlüftung oder eine Lüftungsanlage. Wenn sich die Luftfeuchtigkeit im Haus durch Duschen, Kochen etc. erhöht, nehmen die inneren Bauteile, wie Gipskarton, aber auch Möbel und Holzverkleidungen diese Feuchtigkeit auf, sodass die Luftfeuchtigkeit im Raum wieder sinkt. Das macht sich dann "raumklimatisch" bemerkbar. Bevor jetzt eine merkliche Diffusion durch die Außenwand einsetzt, haben Sie zwischenzeitlich wieder gelüftet und geheizt, die Luftfeuchtigkeit im Raum sinkt und die Innenbauteile geben Feuchtigkeit wieder in den Raum zurück. Eine Regulation der Raumluftfeuchtigkeit durch Bauteildiffusion findet spürbar oder messbar also gar nicht statt. Ich würde sogar behaupten, wenn Sie ein Holzständerhaus mit innerer Dampfsperre aus Folie haben, reicht eine gute Innenwandbeplankung aus die Luftfeuchteunterschiede zu regulieren zwischen den Fensterlüftungen. Wenn jemand nicht weiß, dass eine Folie eingebaut ist, kann er es am Raumklima auch nicht feststellen. "Diffusionsoffene Außenwände" ist doch mehr ein Modewort und Verkaufsargument als etwas, was man "fühlen" kann. Und völlig diffusionsoffen sind die Wände ja auch nicht, die haben natürlich einen bestimmten Sperrwert gegenüber Diffusion, der ist nur niedriger als bei einem anderen Wandaufbau. Sie werden sich aber wahrscheinlich aus subjektivem Empfinden und psychologischen Gründen in einem "diffusionsoffenem Haus" wohler fühlen, als einem Haus mit Dampfsperrfolie oder diffusionsdichterer OSBAbk.-Beplankung.
    Gruß
  2. Danke ...

    Lieber Herr Lott,
    herzlichen Dank für die ausführlichen Worte. Ich denke auch, dass das "Wohlgefühl" beim diffusionsoffenen Wohnen eher einem subjektiven Empfinden entspringt. Also gehe ich einmal davon aus, dass das Haus luftdicht gebaut ist und wenig mit der "Lüftung" zu tun hat.
    Lt. Hersteller ist bei diesem Aufbau im EGAbk. keine Dampfbremse notwendig. Werde mir aber noch die Tauwasserberechnung nach Glaser bestätigen lassen. Mir gefällt vor allem die Einfachheit des Aufbaus kombiniert mit der Natürlichkeit.
    Jetzt stehe ich vor der Entscheidung eine Lüftungsanlage evtl. einzubauen ... denke hier aus philosophischen Gründen an eine dezentrale Lüftung (mit Wärmerückgewinnung) pro Wohnraum. Geheizt wird mit eine Holzgrundofen im Wohnzimmer  -  und einer kleinen Pelleteinheit im Keller zum Heizen von Wasser, Unterstützung des Holzofens und für die Grundwärme bei Abwesenheit.
    Ist die Lüftungsanlage heute Stand der Technik und ein Muss oder Luxus zur Erhöhung des Komforts? Höre auch immer davon, dass Bauschäden durch so eine Anlage bei zu geringer Fensterlüftung vermieden werden können? Oder plane ich eher messtechnisch eine Lüftungsanlage ein, z.B. ab einem nachgewiesenen Luftwechsel von 1/h? (dann mit Blower-Door-Test (BDT)?) Oder sind diese Überlegungen beim Holzblockhaus überhaupt nicht zutreffend?
    Vielen Dank, Mike
  3. Hallo Mike,

    eine Lüftungsanlage ist kein Muss, das ergibt sich aber aus der Berechnung zum Energiesparnachweis (EnEVAbk.-Nachweis). Das bedeutet, wenn Sie ein kfw-60 oder kfw-40 Haus gefördert bekommen wollen oder wenn Sie den Passivhausstandard erreichen wollen ist der EnEV-Nachweis kaum mehr anders hinzubekommen. Bei einem hochgwärmegedämmten Haus wie Ihrem entfallen laut EnEV-Berechnung auf die Lüftungswärmeverluste mehr als 50 %. Eine Verbesserung der einzelner Bauteil U-Werte bringt demnach kaum mehr Energieeinsparung. Also muss man sich dann Gedanken machen, die Lüftungswärmeverluste zu vermindern. Lüften muss man aber, mindestens 3 mal, besser 4-5 mal am Tag Stoßlüftung. Da kann dann eine Lüftungsanlage Sinn machen. Dazu gehört dann aber konsequenterweise auch eine Luftdichtheitsmessung (Blower-Door-Test (BDT)), einmal weil bei einer Lüftungsanlage die Luftwechselrate nicht höher als 1,5/h liegen darf (also der Luftaustausch durch Bauteilfugen unter Prüfbedingungen) und um die Qualität der Hausmontage zu überprüfen.
    Gruß

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