Trocknungszeiten Gipsputz vs. Lehmputz bei Wandheizung
BAU-Forum: Innenwände

Trocknungszeiten Gipsputz vs. Lehmputz bei Wandheizung

Hallo Liebe Experten,
habe mich bei meinem Einfamilienhaus für eine Wandheizung entschieden. Ursprünglich war Gipsputz ausgeschrieben. Jetzt bin ich dabei, auf Lehmputz umzuschwenken. Preislich ist das schon eine Herausforderung, die ich aber mittlerweile recht gut ausregeln konnte. Jetzt kommt der Bauleiter mit der Ansage, dass der Lehmputz viel länger trocknen würde als der Gipsputz. Danach müsste der Lehmputz drei Wochen trocknen. Aussage ist angeblich mit dem Lehmputze abgestimmt (ist ein putze, der sehr viel mit Lehm macht)  -  aber vielleicht schwingt da auch die Verzugsstrafe mit, die im Vertrag vereinbart ist ...
Nach dem Arbeitsblatt des Lehmherstellers "Clay ... " muss ein Zentimeter Putzstärke 5 Tage austrocknen. Allerdings sind da vermutlich optimale Bedingungen zugrunde gelegt.
Daten: Wand aus Porotonziegeln, Wandheizsystem Fa. "gaboth.. " Typ WR8,14 mm Klemmschiene + 6 mm Überdeckung = 20 mm Lehmunterputz, darüber 10 mm Lehmoberputz, ohne Feinzug
Meine Fragen:

1) Was sind die optimalen Bedingungen für die Trocknung von Lehmputz (30 °C und Durchzug?)?

2) Welche Trocknungszeit muss man realistisch ansetzen (putze soll Ende Mai starten)

3) Wie verhalten sich die Trocknungszeiten von Gipsputz und Lehmputz  -  trocknet Gips wirklich so viel schneller?
In der Hoffnung auf viele Erfahrungsberichte und Antworten,
S. -H. Walter

  • Name:
  • Sven-Harald Walter
  1. die Frage ist, was man mit der Wahl des Putzmaterials erreichen will

    Hallo Herr Walter,
    gehe ich richtig in der Vermutung, dass Sie sich für den Lehmputz Aufgrund seiner hervorragenden Materialeigenschaften entschieden haben? Ich denke, bei solch einer Entscheidung wissen Sie auch, dass Lehmputz nicht chemisch abbindet, sondern trocknet. Dies ist letztlich auch der entscheidende Grund für sein Verhalten beim Ausgleich von Raumluftfeuchten. Und mit diesem Wissen passt man seine Bauzeitenplanung an.
    Die Trocknungszeiten sind stark abhängig von den Untergründen, der Auftragsstärke, der Putzmischung und den Klimabedingungen während der Trocknung. In Verbindung mit einer Wandheizung kann die Wandheizung die Trocknung unterstützen. In der ersten Auftragslage spielt die Temperatur der Wandheizung eine untergeordnete Rolle. Eine Aussage über die Dauer ist aus der Ferne nicht machbar; die Trocknungszeiten sind jedoch in jedem Fall erheblich größer, als bei einem Gipsputz. Mit dem Gipsputz würden Sie sich jedoch auch einen bauphysikalisch betrachtet ungünstigen Baustoff in den Baukörper holen. Ich denke, die größeren Bauzeiten werden durch die wunderbaren Eigenschaften des Materials Lehm reichlich kompensiert. Zudem ist Lehm bei weitem der bessere Wärmespeicher im Vergleich zu Gips! Die Angabe der Trocknungszeit für Lehm von Claytec beziehen sich im übrigen auf eine Putzherstellung ohne Wandheizungsunterstützung.
    Was empfiehlt denn der Hersteller Ihrer Wandheizung? Wie wurden Sie denn beraten?
    Mit Grüßen aus Limburg
    Uwe Berghammer
  2. Hallo Herr Berghammer, vielen Dank für die schnelle ...

    Hallo Herr Berghammer,
    vielen Dank für die schnelle Antwort.
    Ja, ich habe mich Aufgrund der vielen angepriesenen (und hoffenltich auch tatsächlich existierenden) Vorteile für Lehm entschieden (Wärmespeicherung/-Übertragung gerade bei Wandheizung, Feuchtigkeitsregulierung, Schadstofffreiheit, geringstem Schimmelrisiko, Absorption von Luftschadstoffen bis hin zur Absorption von Elektrosmog). Leider hatte ich das damals bei der Entscheidung für das Wandheizungssystem noch nicht im Blickfeld, sodass da auch keine Beratung stattgefunden hat. Und natürlich war das dann auch nicht im Bauablaufplan berücksichtigt ...
    Werde die Frage nochmal Richtung Wandheizungshersteller adressieren, befürchte aber , dass die Aussagen von dort zu optimistisch sind und hoffe, dass die vom putze genannten drei Wochen zu pessimistisch sind. Können Sie da  -  wenigstens grob  -  doch eine Einschätzung abgeben? Ist es zwingend nötig, die Wandheizung während oder unmittelbar nach dem Verputzen in Betrieb zu nehmen? (das ganze läuft bei mir über einen Pufferspeicher, der über einen Ofen aufgeheizt wird, der jedoch wiederum auf dem Estrich aufgestellt wird, der erst nach dem putze kommt ... alternativ dazu Solarzellen, die aber auch über den Pufferspeicher gehen und auch der soll auf den Estrich gestellt werden ...).
    Grüße,
    S. -H. Walter
  3. Heizen nicht notwendig

    Guten Tag Herr Walter,
    • der Betrieb der Wandheizung während des Verputzens ist nicht nicht zwingend notwendig (unterstützt vor allem die Trocknung), jedoch sollten immer auch die Verarbeitungshinweise der Putzhersteller beachtet werden. Das Heizen während des Putzauftrages ist relevant bei einem Rohrmaterial, welches sich beim Erwärmen erheblich ausdehnt. Durch das Inbetriebnahmen oder auch Funktionsheizen kann sich das Rohrmaterial dann entsprechend ausdehnen und sich Platz im Putzgefüge schaffen. Dies ist für den Unterputz sehr hilfreich, ist, wie bereits angedeutet jedoch auch vom Material der Wandheizung abhängig.
    • Die Reihenfolge der Installationen lässt aber wohl keine Wahl bei der Entscheidung, ob während des Putzens geheizt werden soll oder nicht?! Bei einer ordentlichen Belüftung der Baustelle sollten in der Regel Putzstärken von 1 cm an einem Tag durchtrocknen. Über die Abhängigkeiten hatte ich ja bereits einige Worte 'verloren'.
    • Mit freundlichen Grüßen

    Uwe Berghammer

  4. das macht Hoffnung und ich kann etwas ...

    ... das macht Hoffnung und ich kann etwas das macht Hoffnung
    und ich kann etwas gefestigter in die nächsten Gespräche bzgl. Trocknungszeiten gehen. Zur Lösung des Reihenfolgeproblems bliebe höchstens die Fläche, auf der der Pufferspeicher stehen soll schon vorab mit Estrich zu versehen (vorher einschalen) passt dann aber sicher nicht 100 % zum restlichen Estrich und deshalb würde ich das nur tun, wenn es denn unbedingt sein muss. Außerdem ist dann immer noch fraglich, ob die Solarzellen es allein schaffen, die Heizung auf Betriebstemperatur zu bringen (sind eigentlich zur Warmwasserbereitung im Sommer gedacht und ausgelegt).
    Ich frag' aber erstmal den Heizungshersteller  -  auch wegen der Ausdehnung der Rohre.
    Bis hierher erstmal vielen Dank für die kompetente Hilfe,
    S. -H. Walter
  5. die Antwort des Heizungsherstellers ...

    lautet: Heizen während des Verputzens: NEIN!
    Heizen direkt nach dem Verputzen: hängt vom Lehmputz ab ...
    Für den von mir gewählten Lehmputz (s.o.) meint der Heizungshersteller, dass das nicht zwingend nötig, aber sinnvoll (im Sinne einer schnelleren Trocknung) sei. Die Rohrausdehnung ist danach bei diesem System (s.o.) vernachlässigbar gering.
    Und was die Trocknungszeiten der ursprünglich geplanten Putzvariante (Gips) angeht, so war die Aussage des Bauleiters wohl nicht ganz "vollständig". Denn danach hätte die Gipsputzvariante nur eine Woche Trocknungszeit benötigt. Als ich dann mal in Anwesenheit des Putzers frech behauptet habe, dass der Gips Aufgrund der Wandheizung ja auch in zwei Schichten aufgebracht werden muss und ich mir daher nicht vorstellen könnte, dass das unter 2 Wochen abgeht (inkl. Trocknung der obersten Schicht) hat keiner widersprochen ...
    Nun ist der putze seit einer Woche am Werk  -  ist schon ungewohnt, so eine dunkelbraun verputzte Wand.
    Bin gespannt wann der Putz trocken ist und der Fliesenleger ran kann (das Wetter habe' ich zurzeit ja eher nicht auf meiner Seite
    ...).
    MfG
    S. -H. Walter
  6. Gemachte Erfahrungen  -  wen's interessiert

    Der putze war am 26.6. fertig. An einer Wand waren Ausblühungen zu sehen, die aber laut putze von der Feuchtigkeit der Wand/Steine herrühren und wieder verschwinden sollten. Er behielt recht  -  das ging alles wieder weg. Und den Rest konnte ich einfach abfegen  -  wie Staub. Da merkt man, dass es ein Naturprodukt ist. Selbst kleine Stockflecken im Keller (schlechte Trocknung und dann kam noch der Estrich ...) gingen von allein wieder weg. Da macht sich bemerkbar, dass es sich um ein Naturprodukt handelt.
    Am 19.7. hat dann der Fliesenleger angefangen. Berücksichtigt man, dass er in den Etagen angefangen hat, in denen de putze zuerst drin war, dann kann man sagen, dass die Trocknung des Lehmputzes rund 4 Wochen gedauert hat  -  trotz Estrichverlegung, was ja die Feuchtigkeit in den Wänden noch einmal deutlich nach oben treibt! Allerdings hatten wir mittlerweile auch einen super Sommer mit Trockener Hitze ...
    Der Fliesenleger hat noch kurz Stress gemacht, weil er für Arbeiten auf Lehmputz nach einer DINAbk. keine Gewährleistung übernehmen könne. Da ich vorher den putze gefragt hatte, ob man Lehmputz auch überfliesen könne, hatte er zunächst abgeraten, sich dann aber noch mal irgendwo rückversichert und dann erklärt, dass dies doch ginge. Also habe ich ihn dann auch prompt mit der Aussage des Fliesenlegers konfrontiert. Ergebnis: Der Fliesenleger übernimmt die Gewährleistung. Einzige Einschränkung ist Staunässe (Überschwemmung), da Lehmputz hinter Fliesen sich in diesen Fällen wohl ungünstiger verhält, als Gipsputz.
    Ich kann Lehmputz schon jetzt uneingeschränkt empfehlen (und ich wohne leider immer noch nicht in meinem Haus  -  u.a. weil die Estrichleger besoffen waren, als sie ihre Arbeit verrichtet hatten und dann der ganze, schon getrocknete Estrich inkl. Dämmung  -  alle Etagen  -  raus und wieder neu gemacht werden musste ... eine andere Geschichte). Während dieses heißen Sommers ist die sehr gute Isolierung (Wärmedämmung + Wärmespeichermasse) in Verbindung mit dem Lehmputz direkt spürbar geworden: Jedes mal, wenn ich die Bautür aufgemacht habe, war es, als hätte ich die Kühlschranktür geöffnet. Und das, obwohl die Rollladenkästen noch offen waren, Rollläden noch fehlten (dafür war allerdings an der Südseite noch teilweise ein Gerüst vor dem Haus) und einige Fenster ganztägig angekippt waren!
    Fazit: Lehmputz kostet mehr als Gipsputz (aber auch nicht das Doppelte, wie mir anfangs erzählt wurde) aber diese Investition zahlt sich jedes Jahr wieder aus. Und das  -  wenn ich dem putze glauben darf  -  nicht nur im Sommer!
    Viele Grüße,
    S. -H. Walter
    • Name:
    • S. -H. Walter

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